<254> Proviantzüge wegnehmen, seine Magazine zerstören, ihn bei seinen Fouragierungen belästigen und ihm in jeder Weise das Leben schwer machen. Das alles läßt sich mit Sicherheit ausführen. Schlimmstenfalls wird ein Detachement von 2 000 bis 3 000 Mann geschlagen, aber dieser geringe Verlust kann Cure allgemeinen Dispositionen garnicht beeinflussen. Die leichten Truppen müssen stets im Felde sein, Überfälle versuchen, dem Feind Hinterhalte legen und jedesmal, wo er der Schwächere ist, über ihn herfallen. Ebenso muß es auch die Armee machen, wenn sie über ein detachiertes Korps herfallen und es erdrücken kann.

Man braucht nur gründlich den Krieg des Sertorius in Spanien gegen Pompejus und Metellus zu studieren1. Er ist das Muster eines Verteidigungskrieges. Man wird bei seinem Studium zu der Überzeugung gelangen, daß die richtige Erkenntnis und Ausnutzung des Geländes bei den Operationen die größte Feldherrnkunst ist.

Unsre leichte Kavallerie ist besser als die leichte Infanterie. Denn unsre Husarenund Dragonerregimenter bestehen seit langer Zeit, während die Freibataillone erst im Kriegsfalle ausgehoben werden2. Gleichwohl sind tüchtige Freischarenführer sehr nützlich, und ich werde mir Mühe geben, noch einige ausfindig zu machen.

Unter allen Kriegsoperationen verlangen die Rückzüge die meiste Umsicht und Klugheit bei der Ausführung, besonders, wenn sie angesichts des Feindes stattfinden. Oft bricht man bei Nacht auf, damit der Feind garnichts von dem Rückzuge merkt; aber die Dispositionen müssen nichtsdestoweniger mit aller erdenklichen Vorsicht getroffen werden. Das Gelände muß für sie maßgebend sein; denn es soll den Vorteil bieten, ihn in Sicherheit auszuführen. Am günstigsten ist ein Gelände, das in der Nückzugslinie ansteigt; denn die eben verlassene Stellung wird dann von der einzunehmenden beherrscht. Bei dieser Bewegung muß stets ein Teil der Truppen Front gegen den Feind machen. Eine besondere Abteilung deckt den Rückzug, und die Infanterietreffen ziehen sich eines durch das andre hindurch und formieren sich immer wieder hintereinander. Waldstücke in den Flanken können die Bewegung sehr erleichtern; man besetzt sie mit Infanteriedetachements, die Euch stets zur Seite bleiben und Eure Flügel sichern.

Noch größere Vorsicht ist beim Überschreiten großer Flüsse auf dem Rückzug von-nöten. Erstens müssen am andern Ufer Anhöhen sein, die das diesseitige Ufer beherrschen. Zum Passieren der Brücken muß auf dem diesseitigen Ufer eine doppelte Befestigung an ihrem Kopfe angelegt werden, zu deren Schutze man Batterien auf die jenseitigen Uferhöhen schickt. Hierauf besetzt man die große Verschanzung mit Infanterie. Inzwischen bricht die Kavallerie ab und geht über den Fluß. Ihr legt Eure Arrieregarde in den kleinen Brückenkopf am Flusse; dann räumt die Infanterie die große Verschanzung und geht hinüber. Um den Brückenkopf müssen Flatterminen angelegt sein. Ist das Gros der Infanterie hinüber, so werden die Brücken ab-


1 80-72 v. Chr.

2 Vgl. S. 109 f. 114. 178.