<239> Beides erfordert unendliche Mühe. Damit jeder Mann wie ein Stallmeister reitet, muß die Schwadron Mann für Mann, Pferd für Pferd gleichmäßig ausgebildet sein, und so durch die ganze Armee. Das ist um so nötiger, als jeder einzelne Teil mit gleicher Sorgfalt gearbeitet sein muß, soll das ganze Räderwerk der Maschine ineinander greifen. Wie könnten auch Leute, die zu Pferde fechten, den Feind schlagen, wenn sie ängstlich und zaghaft ritten?

Sind die einzelnen Reiter ausgebildet, so stellt man sie in Reih und Glied, damit sie sich gemeinsam bewegen lernen. Sie müssen alle Schwenkungen flink ausführen und vor allem ungestüm attackieren, ohne Schwanken und Auseinanderkommen, und genau auf den Punkt hin, den der Führer angibt. Die Pferde haben vier Beine, folglich müssen sie den Vorzug rascherer Bewegung besitzen. Denn bei den Kavallerieangriffen gibt nicht die Größe der Pferde den Ausschlag, sondern das Ungestüm der Attacke.

Alles, was im Frühjahr geschehen kann, ist die Ausbildung der Reiter und Pferde und der ganzen Regimenter in den großen Attacken und den verschiedenen Formationen und Manövern bei der Avant- und Arrieregarde behufs Deckung der Armee oder des Rückzuges, und zwar beschränkt sich jede Übung auf das rein Mechanische, mit Ausnahme der Leute, die zum Patrouillenreiten angelernt werden; eine unerläßliche Kenntnis für die Kavallerie, die vom einzelnen Reiter selbständiges Denken verlangt. Daher werden auch die Flankeure und Patrouillenreiter besonders ausgesucht und ausgebildet.

Ich habe Inspekteure bei der Kavallerie eingesetzt, aus demselben Grunde wie bei der Infanterie1, um über die gleichmäßige Ausbildung der Regimenter zu wachen, die Truppen öfters zu inspizieren und auf die Ausführung meiner Vorschriften zu halten2. Es gibt zwar tüchtige Generale und Regimentschefs, die Tapferkeit und gute Eigenschaften zeigen, aber sie sind nicht imstande, Ordnung zu halten. Es ist daher ebenso schwer, vier sirenge Inspekteure zu finden als eine solche Fülle von Chefs.

In vielen Fällen müssen die Dragoner absitzen und zu Fuß fechten, wenn die Infanterie nicht zur Stelle ist. Darum lernen sie zu Fuß angreifen wie die Infanterie. Da man dies aber nur im Notfalle von ihnen verlangt, so muß man keine große Vollkommenheit in den Bewegungen und im Angriff fordern. Ihr Hauptdienst ist stets zu Pferde. Die Husaren haben Karabiner, die in manchen Fällen gute Dienste geleistet haben, wo es galt, feindliche Husaren aus Dörfern oder Gehölzen zu verjagen, in denen sie sich eingenistet hatten.

Ich habe die Revue über die Kavallerie stets selbst abgehalten; ich habe sie selber exerziert, damit sie merkte, daß die Übungen, die man sie machen ließ, von mir selbst ausgingen, sowie um die aus Ehrgeiz Dienenden anzufeuern und die anzutreiben, die ihre Arbeit nur wie Tagelöhner verrichten. Erst ließ ich sie die Evolutionen, Be-


1 Vgl. S. 234.

2 Vgl. die Instruktion von 1779 (S. 318 ff.).