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Die Infanterie in Friedenszeiten

Früher war es bei uns Brauch, unste Regimenter aus möglichst großen Leuten zu bilden1. Das geschah nicht ohne Grund; denn in den ersten Kriegen entschieden nicht die Kanonen, sondern die Menschen den Sieg, und Bataillone groß gewachsener Leute, die mit dem Bajonett vorgingen, zerstreuten beim ersten Anlauf die schlecht zusammengesetzten Truppen des Feindes, die sich im Körperwuchs nicht mit den unsren messen konnten. Jetzt hat das Geschützfeuer alles geändert. Eine Kanonenkugel streckt einen sechs Fuß hohen Mann ebensogut nieder wie einen, der nur fünf Fuß sieben Zoll mißt. Die Kanone macht alles, und die Infanterie kommt nicht mehr zum Kampf mit der blanken Waffe. Trotzdem muß man sich hüten, von einem Extrem ins andre zu fallen. Wenn ein Riesenmaß uns nichts nützt, so paßt uns doch die Mittelgröße. Ich möchte, daß die alten Regimenter nicht unter 6 Zoll, die neuen nicht unter 5 Zoll herabgehen. Der erste König hatte Leute von 7½ Zoll und fragte nicht viel nach Riesen von 6 Fuß 11 Zoll. Zu kleine Leute will ich auch nicht; denn unste Soldaten haben mit ihrem Tornister und 60 Patronen eine ziemliche Last zu schleppen, und sind sie zu klein und zu schwach, so erliegen sie den Strapazen, die Nachzügler mehren sich, und man kann keine Gewaltmärsche mehr machen. Wir


1 Vgl. Bd. I. S. 182.