<227>rung zugrunde. Diese nützlichen, arbeitsamen Menschen muß man wie seinen Augapfel hüten und in Kriegszeiten nur dann Rekruten im eignen Lande ausheben, wenn die bitterste Not dazu zwingt.

Alles eben Gesagte ist zu unbestimmt. Wie soll man die Kantons schonen? Wo die nötigen Rekruten finden?

In Sachsen, das stets den Kriegsschauplatz bilden wird (wenn es gegen Österreich geht), werden alle tauglichen Leute ausgehoben. Die Inspekteure1 halten Revue über ihre Inspektionen ab, damit genaue Listen über das Fehlende vorhanden sind. Die Hauptleute, die einen von Sachsen gestellten Rekruten gegen Geld entlassen, werden streng bestraft. Die feindlichen Überläufer werden eingestellt und in kleinen Trupps verteilt, damit nicht zu viele in ein und demselben Regiment sind. Man nimmt ausgebildete Leute aus den Garnisonregimentern und ersetzt sie durch ausgehobene Sachsen und Deserteure. Bei genauer Befolgung all dieser Maßregeln braucht die ganze Armee jährlich nicht mehr als 4 000 bis 5 000 Rekruten. Diese Zahl ist zwar hoch, aber das platte Land wird doch nicht entvölkert. Auch können Werber in die deutschen Länder geschickt werden, wo das Werben uns nicht verboten ist. Reißen aber alle Stränge, dann sind unsre Kantons unsre letzte Zuflucht.

Die Artillerie in Friedenszeiten

Seit es Mode geworden ist, die Feldlager mit Geschützen zu spicken und die Artillerie verschwenderisch zu gebrauchen2, können auch wir nicht umhin, eine zahlreiche Artillerie zu halten. Mein Vater hatte nur ein Bataillon Feldartillerie. Ich verdoppelte es 1742, da die Armee vermehrt wurde, und ich glaubte schon, viel zu haben. Im letzten Kriege ist die Artillerie auf 6 Bataillone angewachsen, und auch das ist noch nicht zuviel, obwohl wir außerdem noch 2 Garnisonbataillone für die Festungen haben.

Aber die Unterhaltung der Artillerie wird ganz zwecklos, wenn man sie nicht sorgfältig ausbildet und streng überwacht. Aus diesem Grunde habe ich sie nach Berlin gelegt, wo sie in jedem Frühjahr im Schießen und in allen Dienstzweigen ausgebildet wird. Diese Übungen erstrecken sich auf zweierlei: auf den Dienst im Felde und auf den Belagerungskrieg. Im freien Felde verlangt man von den Artilleristen, daß sie die Feldgeschütze beim Vorrücken der Armee selbst ziehen, die Ba-taillonsabstände innehalten, möglichst gut zielen und rasch feuern. In den Verteidigungsstellungen müssen sie das Schußfeld ausmessen, damit sie wissen, in welcher Entfernung sie im Bogen, geradeaus oder mit Kartätschen zu schießen haben.

Bei Belagerungen ist ihre Hauptaufgabe, die Kanonen der Festung niederzukämpfen. Wie die Erfahrung gelehrt hat, kommt man schneller und sicherer zum


1 Vgl. S.234.

2 Vgl. S. 118 ff. und 127.