<77> nur den militärischen Dingen gewidmet ist, wollen wir die Erwerbung Westpreußens hier lediglich vom militärischen Standpunkt betrachten. Sie war von großer Bedeutung; denn durch sie erhielt Pommern Verbindung mit Ostpreußen. Bei der Darstellung des letzten Krieges wird man bemerkt haben, daß der König alle vom Kern seiner Lande getrennten oder zu weit abliegenden Provinzen hatte aufgeben müssen, so die niederrheinischen und westfälischen, besonders aber Ostpreußen. Diese Provinz lag nicht nur getrennt vom übrigen Staate, sondern war von Pommern und der Neumark auch noch abgeschnitten durch einen Strom von beträchtlicher Tiefe und Breite. Man mußte Herr des Weichsellaufes sein, um Ostpreußen halten zu können. Nachdem aber die Teilung geregelt war, konnte der König Festungen an der Weichsel anlegen und sich die Übergänge sichern, wie er es für geraten fand. Dadurch konnte er nicht allein Ostpreußen halten, sondern im Fall eines Mißerfolges auch die Weichsel und Netze als starke Schranken benutzen, um den Feind am Vordringen nach Schlesien oder nach Pommern und der Neumark zu hindern.

Andrerseits lieferte die Neuerwerbung Mittel zu einer beträchtlichen Heeresvermehrung. Die Armee wurde im Frieden auf 186 000 Mann gebracht und sollte im Kriegsfalle, einschließlich der Freibataillone und anderer ähnlicher Hilfskorps, aus 218 000 Kombattanten erhöht werden.

Die Vermehrung bestand aus folgendem:

4 Garnisonbataillone und Grenadierkompagnien3 150 Mann,
2 neue Bataillone Artillerie2 510 „
5 Infanterieregimenter auf Friedensfuß8 500 „
1 Husarenregiment1 400 „
36 Infanterieregimenter, pro Kompagnie um 20 Mann vermehrt8 640„
Die Jäger vermehrt um300 „
1 neue Mineurkompagnie150 „
Insgesamt24 650 Mann.

Zur Führung der Grenadierbataillone wurden 25 neue Majore mit ebensoviel Adjutanten ernannt. Sonst nahm man sie in Kriegszeiten aus den Infanterieregimentern1; jetzt ist diese Charge bleibend geworden. Außerdem wurden die Kanoniere der reitenden Artillerie2 beritten gemacht, damit sie schon im Frieden geübt waren und so im Kriege Besseres leisten konnten. Die Gesamtvermehrung belief sich auf 25 22O Mann. Zum Unterhalt dieser neuen Truppen brauchte man 1 Million 250 000 Taler, die Westpreußen zahlen mußte.

Bei allen Maßnahmen im Staatswesen entstehen allemal Konsequenzen, die die Regierung beizeiten bedenken muß. Da die Kräfte des Staates vermehrt waren, mußte ein neuer Anschlag für die Erfordernisse eines künftigen Feldzugs gemacht werden. Im Jahre 1773 hatte die Armee einschließlich der Vermehrung 141 Feld-


1 Vgl. Bd. VI, S. 257.

2 Vgl. Bd. VI, S. 230.