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Eugen: Man kann nicht leugnen, daß der Krieg ein Übel ist, aber ein unvermeidliches; denn ein Schiedsgericht über die Herrscher gibt es nicht. Liechtenstein: Der Haß auf die Heere und die Feldherren, die sich mit Ruhm bedecken, hindert sie freilich nicht, einen Federkrieg zu führen und sich öfters Grobheiten wie Marktweiber zu sagen. Hätten sie Truppen, sie ließen sie gegeneinander ins Feld rücken.

Marlborough: Es ist billiger, Tinte als Blut zu verspritzen, aber Injurien sind schlimmer als Wunden.

Liechtenstein: Was die Kriegskunst betrifft, so wage ich vor so großen Helden garnicht zu sagen, wie sehr sie sie herabzusetzen suchen und in welchen Ausdrücken sie von ihr sprechen.

Marlborough: Reden Sie nur unbesorgt. Da jene Leute alles kurz und klein schlagen, müssen wir dabei doch auch unser Teil abbekommen.

Liechtenstein: Die Leute behaupten, Sie seien nur Räuberhauptleute gewesen, denen ein Tyrann feile Henker anvertraut hätte, um in seinem Namen alle Verbrechen und alle möglichen Greuel gegen unschuldige Völker zu verüben1.

Eugen: Das sind Reden betrunkener Fuhrknechte. Sokrates, Aristoteles, Gassendi und Bayle drückten sich anders aus.

Liechtenstein: Sie sind nicht nur nicht betrunken, sondern oft hungrig. Ihr Geldbeutel reicht zum Wohlleben nicht aus. In ihrem Stil heißen solche schönen Reden philosophische Freiheiten. Man soll laut denken, jede Wahrheit herausschreien, und da sie nach ihrer Meinung die einzigen Hüter der Wahrheit sind, so halten sie sich für berechtigt, dreist alle Narrheiten aufzutischen, die ihnen in den Sinn kommen. Des Beifalls halten sie sich für versichert.

Marlborough: Offenbar gibt es in Europa keine Irrenhäuser mehr. Wären noch welche vorhanden, so ginge mein Rat dahin, die Herren dort unterzubringen, damit sie den Narren Gesetze geben — ihresgleichen.

Eugen: Ich würde raten, sie zu Statthaltern einer Provinz zu machen, die Strafe verdient. Nachdem sie bort alles auf den Kopf gestellt hätten, würden sie durch die Erfahrung lernen, daß sie Ignoranten sind, daß kritisieren leicht, aber Bessermachen schwer ist, und vor allem, daß man Gefahr läuft, viel dummes Zeug zu reden, wenn man von Dingen spricht, von denen man nichts versteht. Liechtenstein: Dünkelhafte Menschen geben nie zu, daß sie unrecht haben. Nach ihren Grundsätzen irrt der Weise nie; er allein ist erleuchtet. Von ihm soll das Acht ausstrahlen, das den düsteren Nebel verscheucht, in dem das blinde und blöde Volk dahinvegetiert. Und Gott weiß, wie es aufklären! Bald enthüllen sie ihm


1 Vgl. Bd. VII, S. 250 f.