<122> sie um ihre guten Dienste zur Wiederherstellung des Friedens gebeten hatte. Sie fühlte sich den homerischen Göttern gleich, die durch ihre Machtsprüche das Los der armen Sterblichen bestimmten.

Der König hatte dem Petersburger Hofe vorgeschlagen, das russische Hilfskorps im nächsten Frühjahr in Lodomirien und Galizien zu verwenden, wo sich nur wenige Truppen befanden. Von da sollte es nach Ungarn vordringen, wo der Anmarsch der Russen alle Griechisch-Katholischen in Aufruhr gebracht hätte, die in Ungarn, Kroatien, im Temesvarer Banat und in Siebenbürgen wohnten1. Der König hatte sich sogar erboten, ein Korps von seinen Truppen dazustoßen zu lassen und alle Reichtümer jener Provinzen der Habgier der russischen Generale preiszugeben.

Dieser Vorschlag wurde aus Unwissenheit und aus einem noch unersättlicheren Bereicherungsdrang abgelehnt. Die Russen hatten vertragsmäßig ein Hilfskorps von 16 000 Mann zu stellen. Sie forderten dafür einen übermäßigen Preis, der in gar keinem Verhältnis zu den Diensten stand, die man von ihnen erwarten konnte. Das hätte dem König jährlich 3½ Millionen Taler gekostet, außerdem Subsidien in Höhe von einer halben Million für einen Krieg gegen die Türken, den Rußland garmcht führte. Ja, als wären das noch nicht genug drückende und maßlose Bedingungen gewesen, bestand Fürst Repnin auch noch darauf, der König solle sich für den Fall, daß der Türkenkrieg ihn mit seinem Hilfskorps nach Polen zurückriefe, verpflichten, ihn durch 16 000 Preußen zurückzugeleiten, damit er unterwegs nicht von den österreichischen Truppen in Lodomirien beunruhigt würde. Der Gipfel des Lächerlichen aber war seine Forderung, die Preußen sollten selbst für ihre Verpflegung sorgen und überall ihre Bedürfnisse bar bezahlen. Aus solchen Bedingungen ging deutlich hervor, daß die Zarin den Preußen nicht ernstlich beistehen wollte; sie erstickten das Gefühl der Dankbarkeit, das man für ihre Hilft hätte haben müssen. So mußte man solche Freundschaftsbeweise denn auch nur dem Wunsch Katharinas zuschreiben, sich unter diesem Vorwand in die deutschen Angelegenheiten einzumischen, um ihren Einfluß in Europa auszudehnen. Sie handelte aus eitler Ruhmbegier und nicht im Interesse ihres Verbündeten, noch nach den Verpflichtungen, die sie durch ihr Bündnis übernommen hatte.

Der schwindelnde Preis für die russischen Hilfstruppen erklärte sich großenteils daraus, daß sie den König auf diese Weise von dem Kriege abbringen wollte. Alle Briefe aus Petersburg enthielten eindringliche Friedensmahnungen. Das gefährlichste und ärgerlichste unter all diesen unangenehmen Dingen war die Ungeschicklichkeit und geringe Einsicht der russischen Minister. Graf Panin war keineswegs in den tückischen Kniffen der österreichischen Diplomatie bewandert. Immerfort mußte man


1 Nach der im Anhang (Nr. 2) mitgeteilten Denkschrift des Königs „Feldzugsplan für 1779“, die in den Nahmen der Verhandlungen über die Aufgabe des russischen Hilfskorps gehört, bekämpfte Friedrich vielmehr die Sendung der russischen Truppen nach Galizien und Lobomirien und befürwortete ihre Verwendung in Mahren.