<118>dies in allem mit dem Prinzen gemeinsam zu handeln. Andrerseits schickte Prinz Heinrich, der bei Nollendorf lagerte, ein Qetachement unter General Möllendorff1 nach Bautzen, das zum Prinzen von Bernburg stoßen sollte, falls die Österreicher ihn umgingen. Machte der Feind dabei ernstliche Anstrengungen und versuchte er, mit einem Teil seiner Armee in die Lausitz einzudringen, so sollte Möllendorff mit 20 Bataillonen und 30 Schwadronen auf Lauban marschieren, um den Angreifern die Zufuhr abzuschneiden. Als Möllendorff Böhmen verließ, um nach Bautzen zu marschieren, wurde er von den Österreichern angegriffen, warf sie aber mit beträchtlichen Verlusten zurück. Major Anhalt2, der unter Möllendorff diente, zeichnete sich bei diesem kleinen Gefecht sehr aus.

Solange es unbestimmt war, was die Feinde beginnen würden, blieb der König in Schatzlar. Sobald sich aber zeigte, daß sie nach der Lausitzer Grenze hin keinerlei Vorbereitungen zur Anlage von Magazinen trafen, ja daß die kaiserlichen Truppen dort schwächer waren als die preußischen, war es sehr wahrscheinlich, daß auf dieser Seite im Winter Ruhe herrschen würde. Nun konnte der König seine ganze Aufmerksamkeit ungestört auf Oberschlesien richten. Übrigens begann es im böhmischen Gebirge schon empfindlich kalt zu werden, und es fror alle Nächte. Die Österreicher hatten keine größeren Streitkräfte in der Gegend. Alle diese Gründe schienen hinreichend, um das Lager abzubrechen und die zur Verteidigung der Grenze bestimmten Truppen in Kantonnementsquartiere zu legen. Sie wurden in einer Stärke von 20 Bataillonen und 30 Schwadronen unter General Ramin3 zwischen Landeshut, Grüssau, Hirschberg, Schmiedeberg und Friedland verteilt, in den gleichen Stellungen, die der König 1759 besetzt hatte4.

Außerdem rückten 16 Bataillone und 15 Schwadronen nach Oberschlesien. Der König stieß in Neiße zu ihnen (18. Oktober), setzte sich an ihre Spitze und marschierte nach Neustadt, und zwar aus folgenden Gründen:

1. um den Krieg nach Mähren zu tragen, wie er stets gewollt hatte;

2. weil der Erbprinz Troppau besetzt hielt;

3. weil die Feinde Iägerndorf hatten und ihn von dort aus von Neiße und Kosel abschneiden konnten.

Man mußte also notwendig Jägerndorf besetzen, um durch die dortige Stellung die Postenkette der Winterquartiere hinter der Oppa zu sichern. Ferner mußte man in Oberschlesien festen Fuß fassen, um im nächsten Frühjahr mit Nachdruck gegen Mähren operieren zu können. Die Truppen des Königs vertrieben die Österreicher ohne Mühe aus Jägerndorf; dann wurden die Stadt, der Kapellenberg und die feindlichen Angriffen am meisten ausgesetzten Dörfer sorgfältig befestigt. Ein Gleiches tat der Erbprinz in Troppau. So wurden beide Städte durch die neuen Verschan-


1 Generalleutnant Wichard Joachim Heinrich von Möllendorff.

2 Graf Albert von Anhalt.

3 Generalleutnant Friedrich Ehrentrelch von Ramin.

4 Vgl. Bd. IV, S. 10.