<114>Häuser zu besetzen. Sie hatte den Auftrag, das schwere Geschütz und die Haubitzen zur Armee zu schassen, brauchte aber drei Tage, um sie die drei Meilen von Trautenau bis Hermannseifen zu bringen. Die Geschütze mit ihrer großen Spurbreite konnten nicht durch die engen Felspfade hindurch. Sie wurden mit Ungeduld erwartet, kamen aber nicht an.

Der Verlust dieser kostbaren Zeit, die mit fruchtlosen Bemühungen vergeudet wurde, war für die Österreicher so vorteilhaft, daß sie sich mit ihrer ganzen Armee und ihren Geschützen auf den Bergen jenseits von Hohenelbe aufstellen konnten. Damit wurde der ganze Plan hinfällig; denn alles, was man gegen ein schwaches Korps wagen kann, wird tollkühn, wenn man es gegen eine zahlreiche Armee versucht, be-sonders wenn sie sich in einer fast uneinnehmbaren Stellung befindet. Zum Zurück werfen dieser Truppenmacht bedurfte es der Haubitzen, der einzigen Geschützart, die man gegen eine feindliche Höhenstellung gebrauchen kann, und die Haubitzen waren nicht zur Stelle. Ferner mußte man auf Brücken über die Elbe gehen und vor einer breiten Front aufmarschieren, die die Truppen vernichtet hätte, bevor sie sich in Schlachtordnung aufstellen konnten. Dazu kam, daß das Korps Siskovich vorher von den Hängen des Riesengebirges vertrieben werden mußte, sonst wäre es den Angreifern in die Flanke gefallen. Es stand auf dem Wachuraberge; seine Vertreibung war also eine Vorbedingung. Auch mußte Prinz Heinrich bei der Operation mitwirken, indem er im Rücken der kaiserlichen Armee irgend ein Lebenszeichen von sich gab und gegen die nahe Iser vorging; aber er wollte sich zu nichts entschließen.

Wären nicht alle die Hindernisse eingetreten, so ging der Plan, wie gesagt, dahin, Siskovich aus seiner Stellung zu vertreiben, dann 45 schwere Haubitzen Hinter Hohenelbe aufzustellen und von daden Teil des feindlichen Heeres, der unserer Rechten gegenüberstand, zu bombardieren. Hierauf wollte man die Elbe auf einer Furt überschreiten, die man bei einem Mönchskloster entdeckt hatte, und nachdem man den Feind zum Verlassen seiner Stellung genötigt hatte, sich selbst zwischen Branna und Starkenbach aufstellen, in der Flanke der bei Neuschloß lagernden Truppen. Dann aber blieb den Österreichern nur die Wahl: sich dort eilig zusammenzuziehen, um die Preußen in guter Stellung anzugreifen, was jedoch Zeit erforderte, oder den ganzen Ablauf unseren siegreichen Truppen zu überlassen.

Da aber aus allen angeführten Gründen auf diesen kühnen Plan verzichtet werden mußte, so blieb nichts weiter übrig, als die ganze, von den Einwohnern verlassene Gegend rein auszufouragieren und in eine Art von Wüstenei zu verwandeln. Dadurch sicherte man sich ruhige Winterquartiere, die man nur in Schlesien beziehen konnte. Es wurde also wie gewöhnlich fouragiert, stets an den Elbufern und unter den feindlichen Kanonen, ohne daß der Kaiser und seine Truppen das Geringste unternahmen, ja ohne daß ein Mann sich über die Elbe wagte, um zu verhindern, daß vor ihrer Nase den unglücklichen Bauern die Fourage weggenommen wurde.