<106> zur Deckung der Grafschaft Glatz und der Landeshuter Pässe zurücklassen, die Stellung bei Heidenpiltsch umgehen, was wohl ausführbar war, den Österreichern eine Schlacht liefern und, wenn er gesiegt hatte, ein Detachement von 20 000 Mann jenseits der March geradenwegs aufPreßburg schicken, das die dortige Donaubrücke besetzen, den Kaiserlichen jede Zufuhr aus Ungarn abschneiden und von Preßburg aus Streift züge gegen Wien unternehmen sollte. Dadurch hätte man den Hof gezwungen, zur Deckung der Hauptstadt und zur eigenen Sicherung einen Teil seiner Truppen über die Donau zurückzuziehen. Diese Schwächung der Armeen in Böhmen hätte dem Prinzen Heinrich freie Hand gegeben und alle Operationen seiner Armee erleichtert.

So aussichtsreich der Plan aber auch war, der König mußte ihn fallen lassen, und zwar aus folgenden Gründen. Erstens ließen die Österreicher nur gegen 10 000 Mann in Währen. Der Rest unter dem Prinzen von Teschen stieß zum Kaiser bei Jaromircz. Daraus ergab sich: fiel der König mit 60 000 Mann in Mähren ein, so hätte die ganze Armee des Kaisers, die sich auf 80 000 Mann belief, eine Diversion nach Niederschlesien versucht, gegen die die Truppen unter General Wunsch1 bei ihrer viel zu geringen Zahl machtlos gewesen wären. Die Folge wäre gewesen, daß der König die Offensive in Oberschlesien hätte aufgeben und zur Verteidigung der Grafschaft Glatz oder der Landeshuter Berge herbeieilen müssen.

Der zweite und der Hauptgrund für den Einmarsch in Böhmen war dieser: Der Kurfürst von Sachsen fürchtete, die Österreicher möchten in seine Staaten einfallen und Dresden nehmen, bevor die Preußen ihm zu Hilfe eilen konnten. Auch Prinz Heinrich dachte fast ebenso. An der Ausführung dieses Planes mußte man den Kaiser hindern, falls er ihn wirklich vorhatte; denn sonst wäre der Kurfürst von Sachsen niedergeworfen und vielleicht gezwungen worden, zur Gegenpartei überzutreten. Mindestens aber hätte man den Kriegsschauplatz, statt nach Böhmen, ungeschickterweise nach Sachsen verlegt.

Der König mußte also mit seinen Hauptkräften in Böhmen eindringen, um dem Kaiser entgegenzutreten und ihn zu hindern, Verstärkungen an Feldmarschall Laudon zu schicken, der ohne sie zu schwach war, den Unternehmungen des Prinzen Heinrich Widerstand zu leisten. Andrerseits jedoch konnte man Oberschlesien nicht entblößen und mußte auch General Elrichshausen, der im Lager von Heidenpiltsch hinter der Mohra stand, Truppen entgegenstellen. Dazu wurden Stutterheim2 und Werner3 mit etwa 10 000 Mann bestimmt.

Folgendermaßen wurde der Plan gegen Böhmen ausgeführt. Die schlesische Armee rückte in die Grafschaft Glatz ein; die Avantgarde besetzte die wichtige Stellung auf dem Ratschenberg, von wo sie auf Nachod marschierte; die Armee folgte der Avantgarde. Am 7. Juli unternahm der König eine Rekognoszierung mit 50 Schwadronen Dragoner und Husaren.


1 Generalleutnant Johann Jakob von Wunsch.

2 Generalleutnant Joachim Friedrich von AltStutterheim.

3 Generalleutnant Paul von Werner.