<74>Ich ruf' euch, Richelieu! Don Haro!1 Große Seelen!
Hellt auf, was Nacht und Graun bedecken und verhehlen.
Laßt dringen unfern Blick bis in die Herzensfalten
Der Männer, welche heut' an eurer Stelle walten.
Laßt unser Auge schauen,
Was eure Jünger brauen
Und was sie tief verborgen halten.

Schon hat den Mann des Trugs mit ihrer sichern Hand
Die Wahrheit zum Gericht aus Nacht hervorgebannt.
Wie täuschte uns das Bild, das sich von außen bot!
Wer unterdrückt erschien, erweist sich als Despot;
Entlarvt wird der Verbrecher,
Der eben noch mit frecher
Gewalt die Unschuld hat bedroht.

Doch horch! Wer ruft mir zu? Ich höre Pallas' Stimme:
„Belehre, kläre auf sie alle, die die schlimme
Verleumdung hat berückt. Den Trug gilt's aufzudecken.
Das Preußenbanner will die Hölle dir bestecken.
Dein Vaterland zu rächen,
Laß laut die Wahrheit sprechen,
Laß sie die Lüge niederstrecken.“

Du stolzes Österreich, vom Römeraar getragen,
In Eisen möchtest du die armen Deutschen schlagen.
Der Schmied ist schon am Werk, die Sklavenkette droht,
Doch anders ordnet es des Schicksals Machtgebot.
Um Hilfe uns zu schaffen.
Steht eine Welt in Waffen;
Ringsum bist du von Glut umloht.

Ein altes Erbe war an dein Gebiet gebunden,
Der Väter Schwäche einst durch Übermacht entwunden,
Dein Zepter drückte hart das mir selbeigne Land.
Jedoch der Unschuld Recht lieh Stärke meiner Hand:
Für Ungarns Königin
Fuhr Schlesien dahin
In zweier harten Schlachten2 Brand.


1 Spanischer Staatsmann (vgl. Bd. VII, S. 73).

2 Die Schlachten bei Mollwitz und Chotusitz.