<239>Aß man das Fleisch der seltnen Tiere gern;
Was möglichst teuer war, galt für das Beste.
So schreibt Petron, welch sonderbar Gelag
Trimalchio für ihn einst hergerichtet;
Im Überflusse sah dort aufgeschichtet
Man ganze Bestien von jedem Schlag;
Zumal ein Schweinskadaver, widerwärtig
Und schauderhaft für unsre Augen, lag
In einem Stück gebraten fix und fertig;
Sobald man diesen in zwei Teile trennte,
Kam draus hervor ein glänzender Fasan,
Truthahn und Rebhuhn und Kapaun und Ente.
Die Gäste, von dem Schauspiel angetan,
Sind in entzückten Jubel ausgebrochen;
Dem Koche zollte Lob die Narrenschar,
Ein jeder kaute, was ihm schmackhaft war,
Und man verschlang das Schwein bis auf die Knochen.

Ein solches Mahl, wer heutzutage tischt
Es seinen Gästen auf? Statt zu erwerben
Ein Lob von des Terenz und Plautus Erben,
Würd' er auf offner Bühne ausgezischt.
Die feinen Kenner einer edlen Nahrung
Vertragen keinen Pfuscher, der am Herd
Auf gröbliche Barbarenart verfährt;
Vor allem fordert man, daß voll Erfahrung
Der Küchenkünstler durch Delikatessen
Uns künstlerische Sättigung gewährt.
Auch darf durchaus, fast hätt' ich das vergessen,
Die rechte Tafel, elegant gedeckt,
Nicht an ein Schlachthaus mahnend, uns vertreiben;
Nie dürfen blutig sein die Bratenscheiben;
Ein solcher Anblick ekelt und erschreckt.
Ein Koch mit Ehrgeiz und Gedankenschwung
Muß tote Tiere, die man ißt, verkleiden;
Auf hundert Arten kann er sie zerschneiden,
Die Zutat lehrt ihn Ungeschmack vermeiden,
Das Füllsel dient ihm zur Verschleierung.
In diesem Punkt zeigt Noel sich erlaucht.
Ein Schöpfer ist's, der nicht vom Nebenmanne