<220> Sie stiegt von Ruhmestat zu Ruhmestaten, Und steigt ihr Stern auch noch so hoch empor, Sie zieht dem Lorbeerkranz den Ölzweig vor. Ich, der Chines gewordne Mandschu, nicke Mit meiner Mütze Beifall solchem Glücke Und neid' ihr nicht ihrer Triumphe Flucht, Gewalt'ger Pläne wohlverdiente Frucht.


Fama, nach diesen prächtigen Geschichten,

Beeilt sich, uns vom Westen zu berichten;

Sie ringt nach Luft, der Post ist schier zu viel,

Und kündet endlich in gewähltem Stil

Von Wunderdingen an der Seine Borden.

Man ist dort plötzlich schöpferisch geworden

Und plant etwas, das mehr nach England fast,

Nach Rom, nach Hellas, als nach Frankreich paßt.

Ich nun, ein treuer Sohn der Mutterscholle,

Begriff als Säugling schon des Kaisers Rolle,

Und trennen mich von Volt und Thron und Reich

Erschien mir immer barem Wahnsinn gleich.

Doch nun entführt ein Wunsch, man darf ihn preisen

Wert eines Kaisers, würdig eines Weisen,

Mich nach Paris, wo trotz der Nörgler Wut

Man das Talent zu feiern Schritte tut.

Man schafft ein Standbild des Homers der Franken!1

Welch Labsal meinen Sinnen und Gedanken!

Kein Schauspiel, das je Höheres verhieß!

Auf, ungesäumt! Wir eilen nach Paris!


O Lust, zu schaun, wie sie den Genius grüßen, Des Neides Brut zu schaun zu seinen Füßen, Tief einzuziehn des Weihrauchs süßen Duft, Den, ach, die Welt sonst spart für Grab und Gruft! Doch dann sofort, nach dieser kurzen Wonne, Hinweg! Kein Wort dem Narren der Sorbonne, Dem Stribler des Parnaß, dem Eintagslicht,


1 Eine Anzahl Philosophen und Verehrer Voltaires in Paris hatten im April 1770 beschlossen, seine Statue durch Pigalle herstellen zu lassen. Zu den Kosten, die durch Subskription aufgebracht wurden, sandte auf d'Alemberts Aufforderung auch König Friedrich 200 Louisdor.