<55> stand er seinen Verbündeten bei; dank seiner Kühnheit beschützte er sein Volk. In unvermuteter Gefahr fand er ungeahnte Hilfsmittel. In Kleinigkeiten wie in bedeutenden Dingen, immer erschien er gleich groß.

Seine Erziehung war die eines Helden gewesen. Er lernte, wie man Siege erficht, in einem Alter, in dem der Mensch gemeiniglich erst Begriffe stammeln lernt. Das Feldlager Friedrich Heinrichs von Oranien war seine Kriegsschule. An den Belagerungen von Schenkenschanz und Breda nahm er teil.

Schwarzenberg, der Minister Georg Wilhelms, entfernte ihn, da er den aufstrebenden Geist des jungen Prinzen erkannte, vom Hof seines Vaters und hielt ihn, solange er irgend konnte, in Holland fest. Er fühlte, daß sein eigener Charakter nicht rein genug war, um die Prüfung durch einen so hellsichtigen Beobachter zu bestehen. Trotz des Ministers aber besuchte der junge Prinz seinen Vater und unternahm mit ihm die Reise nach Preußen, auf der ihm durch Georg Wilhelms Tod der Besitz seiner Staaten zufiel.

Friedrich Wilhelm stand im Alter von zwanzig Jahren, als er zur Regierung gelangte. Seine Provinzen waren zum Teil in den Händen der Schweden, die die Kurmark in eine schauerliche Wüstenei verwandelt hatten. Die Dörfer erkannte man nur an Aschenhaufen, die kein Grün mehr aufkommen ließen, und die Städte nur noch an Schutt und Ruinen. Die Länder der klevischen Erbschaft waren eine Beute der Spanier und der Holländer, die sie maßlos brandschatzten und ausplünderten, obwohl sie sich als Beschützer aufspielten. Preußen, das nicht lange vorher von Gustav Adolf überfallen worden war, blutete noch aus den Wunden, die es während des Krieges empfangen hatte.

Unter so verzweifelten Umständen, während seine Erblande noch in der Gewalt fremder Fürsten waren, trat Friedrich Wilhelm seine Regierung an: ein Fürst, der nicht im Besitz seiner Provinzen war; ein Kurfürst ohne kurfürstliche Macht, ein Verbündeter ohne Freunde. Und in der ersten Jugend, die sonst die Zeit der Verirrung ist, wo die jungen Menschen kaum des Gehorsams fähig sind, offenbarte er Züge vollkommener Weisheit und all der Tugenden, die ihn würdig machten, über Menschen zu herrschen.

Er begann damit, Ordnung in die Finanzen zu bringen. Er bemaß seine Ausgaben nach den Einkünften und entledigte sich der Minister, die durch schlechte Geschäftsführung am meisten zum Unglück seines Volkes beigetragen hatten. Graf Schwarzenberg, der seine Autorität eingeschränkt sah, legte von selbst seine Ämter nieder. Er war Statthalter der Mark, Präsident des Geheimen Rats, Oberkammerherr und Großkomthur des Malteser Ordens. Alle wichtigen Ämter hatte er auf sich vereinigt. Weit mehr war er der Herrscher als der Kurfürst. Da er eine Kreatur des Hauses Österreich war, flüchtete er nach Wien, wo er im selben Jahr gestorben ist.1


1 Graf Adam Schwarzenberg starb im Besitz aller seiner Würden am 14. März 1641 in Spandau.