<48> zu Fuß. Als er erfuhr, daß Wallenstein und Gallas sich nach Schlesien zurückwandten, rief er den Landsturm auf, oder vielmehr, er unternahm eine allgemeine Bewaffnung seiner Untertanen. Da es ihm aber an Vorräten für ihren Unterhalt fehlte, brachte er niemals eine Macht auf die Beine, die hingereicht hätte, sich dem Ansturm seiner Feinde entgegenzustellen.

Mit einem Heer von 45 000 Mann drang Wallenstein in Schlesien vor. Er hielt Arnim mit Vergleichsvorschlägen hin und machte ihn um Sachsen besorgt. Plötzlich aber wandte er sich gegen Steinau, schlug dort 800 Schweden, bemächtigte sich Frankfurts und sandte Streifscharen aus, die Pommern und die Kurmark verwüsteten. Er forderte Berlin auf, ihm die Schlüssel auszuliefern. Da aber hörte er einerseits, daß Bernhard von Weimar Regensburg wieder eingenommen hatte, und andrerseits, daß 9 000 Sachsen und Brandenburger sich gegen ihn in Bewegung setzten. Er versteifte sich nicht auf seine Pläne, sondern kehrte nach Schlesien zurück. In Frankfurt und einigen anderen Städten ließ er starke Besatzungen zurück. Arnim und Baner deckten Berlin mit ihrem Heere.

Dank dem Beistand der schwedischen Truppen stand der Kurfürst an der Spitze eines Heeres von 20 000 Mann, wovon kaum der sechste Teil ihm gehörte. Die Namen der brandenburgischen Regimenter, die zu diesem Heer zählten, sind erhalten geblieben, nämlich: Burgsdorff, Volckmann, Franz Lauenburg und Ehrentreich Burgsdorff1. Mit diesenTruppen erschien er vor Frankfurt, und tausend Österreicher kapitulierten unter der Bedingung freien Abzugs. Die kaiserliche Garnison von Krossen zog ohne Gewehr und Gepäck ab.

Während Baner die militärischen Operationen Schwedens leitete, wurde Oxenstjerna die Seele der Unterhandlungen. Da der Kanzler das Heilbronner Bündnis mit den Reichskreisen nützlich gefunden hatte, schlug er ein gleiches auch dem ober- und niedersächsischen Kreise vor. Es kam in Halberstadt tatsächlich zustande, und die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg wurden die Hauptmitglieder des Bundes. Oxenstjerna sah die schwedischen Waffen allenthalben triumphieren und die Reichsfürsten mit Schweden verbündet oder von ihm abhängig. Er hielt seine Macht für so fest gegründet, daß ihm fortan nichts mehr widerstehen könnte. In dieser Überzeugung lüftete er auf der Versammlung, die zu Frankfurt am Main stattfand, die Maske und beantragte, das Reich möge dem Königreich Schweden als Ersatz für seine Aufwendungen zugunsten der protestantischen Fürsten Pommern nach dem Tode seines letzten Herzogs abtreten.

Dieser Vorschlag bildete, nebenbei gesagt, die rechte Erläuterung des Manifestes, das Gustav Adolf beim Betreten des deutschen Bodens erlassen hatte2. Der Kurfürst


1 Zur Kavallerie gehörten die Regimenter Herzog Franz Karl zu Sachsen-Lauenburg (Oberst Herzog Franz Karl), Alt-Burgsdorff (Oberst Konrad von Burgsdorff) und Jung-Burgsdorff (Oberst Georg Ehrentreich von Burgsdorff), zur Infanterie die Regimenter Burgsdorff (Oberst Konrad von Burgsdorff) und Volckmann (Oberst Georg von Volckmann).

2 Vgl. S. 41.