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Der König von Dänemark erholte sich von seinen Niederlagen und erschien im nächsten Jahr mit zwei Heeren wieder, von denen er das eine, der Administrator das andere kommandierte. Da er aber durch die erlittenen Mißerfolge entmutigt war, wagte er nicht, Tilly gegenüberzutreten, der Brandenburg, Rathenow, Havelberg und Perleberg besetzte.

Mansfeld, der gleichfalls die Trümmer seines Heeres wieder sammelte, drang gegen den Willen des Kurfürsten in die Mark ein. Die Kaiserlichen schickten ihm 7 000 Mann entgegen, zu denen der Kurfürst 800 unter dem Befehl des Obersten Kracht1 stoßen ließ. Das Korps ging über die Warthe und zerstreute Mansfelds flüchtige Truppen. Nach der Schwäche des Beistands, den der Kurfürst bei diesem Anlaß leistete, scheint es sicher, daß er nur wenig stehende Truppen hatte.

Die Kaiserlichen nutzten ihre Erfolge aus und verteilten Besatzungen über ganz Pommern. Und da es einigen Anschein hatte, daß der König von Schweden, dem Beispiel des Dänen folgend, Partei für die protestantischen Fürsten Deutschlands ergreifen werde, die von den katholischen nahezu erdrückt wurden, fand der Kaiser einen guten Vorwand, als Verteidiger des Reiches aufzutreten. Seine geheime Absicht war freilich, nach seinem Gutdünken über das Herzogtum Pommern zu verfügen, dessen Erbfolge nach dem Tode des Herzogs Bogislav2 an den Kurfürsten fiel, da der Herzog keine Nachkommen hatte.

Stralsund widerstand den Kaiserlichen. Wallenstein eröffnete die Belagerung, hob sie aber wieder auf, nachdem er 12 000 Mann dabei verloren hatte (1628). Diese Zahl scheint mir stark übertrieben, angesichts der kleinen Heere, die damals üblich waren. Offenbar haben die Chronisten der Zeit aus Freude am Wunderbaren etliches hinzugetan. Stralsund, das sich durch seinen Mut gehalten hatte, traute der eigenen Kraft nicht und schloß daher ein Bündnis mit König Gustav Adolf von Schweden. Es erhielt eine schwedische Besatzung von 9 000 Mann.

Geschwellt durch die Erfolge seiner Heerführer in Deutschland, hielt der Kaiser die Gelegenheit für günstig, die protestantischen Fürsten samt der neuen Religion zu demütigen. So erließ er sein berüchtigtes Restitutionsedikt (1629). Er befahl darin den protestantischen Fürsten, der Kirche die Güter zurückzugeben, die sie durch die Reformation erlangt und seit dem Passauer Vertrag besessen hatten3. Dadurch hätten sie sämtlich beträchtliche Verluste erlitten. Das Haus Brandenburg hätte die Bistümer Brandenburg, Havelberg und Lebus verloren. Das Edikt war für die protestantischen Fürsten das Signal, aufs neue gegen die katholischen zu rüsten.

Die ehrsüchtigen Pläne Ferdinands II. beschränkten sich nicht auf die Erniedrigung der Reichsfürsten. Er hatte auch von jeher Absichten auf das Erzbistum Magdeburg. Aber Wallenstein, der die Stadt sieben Monate lang umzingelt hielt, mußte die Belagerung zu seiner Schande schließlich aufheben.


1 Hillebrandt von Kracht.

2 Mit Bogislav XIV. erlosch 1637 das Herzogshaus.

3 Vgl. S. 27.