<170> die Staaten machen, und daß alle Schöpfer neuer Monarchien große Geister waren, die die Natur nur von Zeit zu Zeit und gleichsam mit Anstrengung hervorbringt.

Friedrich I. kaufte von König August von Polen die Grafschaft Hohenstein und die Ämter Quedlinburg und Petersberg1. Auf gleiche Weise erwarb er die Herrschaften Serrey und Tauroggen in Polen. Nach dem Tode König Wilhelms erbte er die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Mörs, Herstal und einige andere Besitzungen in Holland2. Er kaufte die Grafschaft Tecklenburg; Neuchâtel schloß sich aus freien Stücken an Preußen an3. Schließlich brachte Friedrich I. die Königswürde an sein Haus. Das war ein Same des Ehrgeizes, der in der Folge aufgehen sollte.

Friedrich Wilhelm I. erwarb das Herzogtum Geldern im Frieden von Utrecht4, Vorpommern mit Stettin nebst den Inseln Usedom und Wollin im Frieden zu Stockholm, der 1720 unterzeichnet ward5.

Du übersiehst nun mit einem Blick alle Erwerbungen des Hauses Brandenburg, siehst, wie es mit Riesenschritten seiner Größe entgegenging. Es ist eine ununterbrochene Kette von Glücksfällen. Alle Herrscher scheinen von Geschlecht zu Geschlecht stets das gleiche Ziel vor Augen gehabt zu haben, obwohl sie zu seiner Erreichung verschiedene Wege einschlugen. Staatsklughelt allein leitet Johann Sigismund. Er gründet seine Hoffnung auf eine reiche Heirat, deren Früchte sein Sohn Georg Wilhelm erntet. Friedrich Wilhelm, groß in seinen Ideen und kühn in seinen Unternehmungen, findet Hilfsmittel in einem Lande, das sein Vorgänger für verloren hielt. Er schafft sich einen gesicherten Ruf — die Hauptsache für alle Herrscher —, macht Eroberungen, gibt sie großmütig wieder heraus und verdankt alle seine ErWerbungen offenbar nur seiner Tüchtigkeit und der Achtung ganz Europas. Sein großer Machtzuwachs begann Neid zu erregen. Das Schicksal mußte ihm einen friedliebenden Nachfolger bescheren, damit die Nachbarn sich beruhigten und sich allmählich daran gewöhnten, Preußen unter die Großmächte zu rechnen. Friedrich I. machte zwar einige Erwerbungen, sie waren aber zu unbedeutend, um die Blicke Europas auf sich zu lenken. Selbst seine Schwächen schlugen zum Vorteil seines Hauses aus. Seine Eitelkeit brachte ihm die Königswürde ein, die anfangs ganz chimärisch erschien, in der Folge jedoch die ihr fehlende feste Grundlage erhielt. Friedrich Wilhelm I. eroberte Stettin, ließ es aber bei dieser Erwerbung nicht bewenden, sondern widmete sich den inneren Reformen und vergrößerte seine Macht durch emsigen Fleiß fast ebensosehr, wie irgend einer seiner Vorfahren durch andere Mittel.

Um die Fortschritte in den Finanzen Friedrich Wilhelms recht zu beurteilen, muß ich für einen Augenblick weiter zurückgreifen, um dann schrittweise bis zu seiner weisen Verwaltung zu kommen. Die vergleichende Methode verbreitet das meiste Licht über die Tatsachen, erweitert unsere Kenntnisse und führt zur Gewißheit. Bei diesem


1 Vgl. S. 102.

2 Vgl. S. 106.

3 Vgl. S. 110.

4 Vgl. S. 120.

5 Vgl. S. 140 f.