<104> sich und eitel war, erniedrigte sich dazu, auf die Almosen von Fürsten zu rechnen, die er doch nur für seinesgleichen hielt. Alle Anerbietungen, die Frankreich ihm machte, um ihn von den Verbündeten zu trennen, waren nutzlos. Sein Entschluß stand fest; durch Subsidien, Neigung und ehrgeizige Hoffnungen fühlte er sich gebunden.

Unter diesen Umständen wurde zu Wien der Krontraktat abgeschlossen1, durch den der Kaiser sich verpflichtete, Friedrich III. als König von Preußen anzuerkennen, und zwar unter folgenden Bedingungen: Friedrich III. sollte ihm auf seine eigenen Kosten während des ganzen Krieges 10 000 Mann Hilfstruppen stellen und eine Kompagnie als Besatzung in Philippsburg unterhalten, ferner in allen Reichsangelegenheiten stets mit dem Kaiser gehen, ungeachtet der Königswürde seinen Verpflichtungen als Reichsfürst in jeder Weise nachkommen und schließlich auf die Subsidien verzichten, die der Wiener Hof ihm noch schuldete, sowie seine Wahlstimme für die männlichen Nachkommen Kaiser Leopolds abzugeben versprechen, „falls nicht gewichtige und unumgängliche Gründe die Kurfürsten nötigten, einen Kaiser aus einem anderen Hause zu wählen“.

Der Vertrag wurde unterzeichnet und ratifiziert. Rom schrie und Warschau schwieg. Der Deutsche Orden erhob Einspruch gegen den Akt und erkühnte sich, Preußen als sein Eigentum in Anspruch zu nehmen. Der König von England suchte nur nach Feinden Frankreichs und kaufte sie um jeden Preis. Er brauchte den Beistand des Kurfürsten für die große Allianz, und so war er einer der ersten, die ihn anerkannten. Auch König August, der noch damit beschäftigt war, seine Krone auf seinem eigenen Haupt zu befestigen, willigte ein. Dänemark, das nur Schweden fürchtete und beneidete, ließ sich leicht dazu herbei. Karl XII., der einen schwierigen Krieg zu führen hatte, hielt es nicht für angebracht, durch Streiterei um einen Titel die Zahl seiner Feinde zu vermehren. Und das Deutsche Reich wurde, wie vorauszusehen war, durch den Kaiser zur Bestimmung veranlaßt.

So nahm die große Frage, die bei den Räten des Kurfürsten Widerspruch gefunden hatte, an den auswärtigen Höfen, bei Freunden wie Feinden, einen guten Ausgang. Dazu bedurfte es aber des Zusammenwirkens von so außergewöhnlichen Umständen. Das Unternehmen war als chimärisch angesehen worden, doch bald urteilte man anders darüber. Als Prinz Eugen davon hörte, sagte er: „Der Kaiser sollte die Minister hängen lassen, die ihm einen so perfiden Rat gegeben haben.“

Die Krönung wurde im folgenden Jahr vollzogen. Der König, den wir von nun an Friedrich I. nennen, begab sich nach Ostpreußen, und bei der Krönungszeremonie der Salbung sah man, daß er sich selber die Krone aufs Haupt setzte2. Zum Gedächtnis dieses Ereignisses stiftete er den Orden vom Schwarzen Adler.


1 16. November 1700.

2 18. Januar 1701.