Friedrich der Große : Denkwürdigkeiten seines Lebens nach seinen Schriften, seinem Briefwechsel und den Berichten seiner Zeitgenossen, hrsg. und übers. von Franz Eyssenhardt. Bd. 1-2, Leipzig: Grunow, 1886. xii, 592 und 504 S.

Dieses Werk ist in der Digitalen Ausgabe der Werke Friedrichs des Großen der Universitätsbibliothek Trier in Form von Bilddateien (Images) reproduziert. Das Inhaltsverzeichnis wurde als Volltext erfasst ud kann durchsucht werden. Die deutsche Übersetzung ist mit dem französischen Originaltext verlinkt.


Franz Eyssenhardt (1838-1901) wirkte als Klassischer Philologe und Kunsthistoriker und war von 1882-1900 Direktor der Hamburger Stadtbibliothek. Er war Mitarbeiter an zahlreichen Zeitschriftens (Die Grenzboten, Deutsche Rundschau, Die Zukunft, ...) und hat zahlreiche Werke der klassischen Literatur neu ediert, oft ohne seinen Namen auf dem Titelblatt erscheinen lassen. In dem ausführlichen Nachruf seines Freundes A. Fritsch in Bursians Biographischem Jahrbuch für die Altertumskunde (Bd. 25 (1902), S. 100-127 [hier: S. 120-122]) heißt es zu seiner Auswahl aus Schriften und Briefen Friedrichs des Großen: "Aber noch zwei andere Werke hat E. ebenfalls ohne seinen Namen erscheinen lassen und zwar in der bekannten Grenzboten-Sammlung. Es ist zunächst das zweibändige Werk: Friedrich der Große, Denkwürdigkeiten seines Lebens nach seinen Schriften, seinem Briefwechsel und den Berichten seiner Zeitgenossen. E. ging bei der Zusammenstellung dieser Dokumente von dem Gedanken aus, durch eine Auswahl aus den zeitgenössischen Zeugnissen, aus Briefen, amtlichen Erlassen, Berichten ein Bild von dem großen König zu geben, von seinem Wesen, Streben, Arbeiten, seinen Sorgen und Mühen wie seinen Freuden und | Zerstreuungen, aber zugleich auch ihn aus seiner Zeit verstehen zu lehren. Die Hauptquelle bilden natürlich die von der Berliner Akademie. der Wissenschaften veranstaltete Ausgabe der Briefe wie der politischen Korrespondenz. Dazu hat E. aus andern Quellen, auch aus schwer zugänglichen oder vergessenen Büchern hinzugefügt, was ihm geeignet schien. Von einem Kritiker im Literarischen Centralblatt (1886, S. 1718) wird gesagt, es sei bis 1740 gewissermaßen ein Urkundenbuch zu Kosers Friedrich der Große als Kronprinz, dagegen sei das Ende des siebenjährigen Krieges etwas stiefmütterlich behandelt. Fügen wir erläuternd hinzu, daß der Stoff ungemein weitschichtig, so massenhaft vorhanden ist, daß eine Auswahl, die für alle Zeiten gleichmäßig das Wichtigste herauszusuchen vermag, sehr schwierig ist und niemals alle Wünsche befriedigen kann. Auch sollte das Werk ein populäres, kein wissenschaftliches sein, daher sind alle Stücke, die nicht im Originale deutsch sind, in der Übersetzung wiedergegeben, sei es aus dem Französischen oder aus dem Englischen. Nur für die kleinere Zahl lagen ihm dazu ältere Übersetzungen vor, und auch diese waren, soweit sie aus einer Sammlung des Jahres 1788 stammten, zu überarbeiten.
Es war jedenfalls ein guter Gedanke, statt einer darstellenden Geschichtserzählung lieber die Urkunden reden und den König selbst das Wort führend auftreten zu lassen, wie es in den Briefen und Erlassen der Fall ist. Natürlich sind auch viele Gedichte wiedergegeben, in denen der König seine Gedanken niederlegt, oder durch die er sich von den ihn fast erdrückenden Sorgen befreit und die für ihn nötige Spannkraft wiedergewinnt. Zahlreiche Anmerkungen werden am Schluß der beiden Bände zur Erläuterung beigefügt und ebenso eine Übersicht der aufgenommenen Stücke und ein Namensverzeichnis, so daß eine schnelle Orientierung ermöglicht ist. Daß ein klassischer Philologe, wie E. war, sich an eine solche Arbeit überhaupt heranwagte, spricht für die Gewandtheit, mit der er sich in ein ihm fremdes Gebiet einzuarbeiten verstand. Das Werk fand denn auch in der Tagespresse eine sehr warme Aufnahme und wurde als willkommene Gabe zu der Säkularfeier des Todestages des großen Königs eifrig empfohlen. Nachdem E. sich einmal in diesen Stoff eingearbeitet hatte, diente ihm dies zur Veranlassung, noch ein zweites Buch zu schreiben, in dem er die Sitten und Zustünde Berlins am Ende der Regierungszeit Friedrichs des Großen durch den Mund von Augenzeugen schilderte. | Er nannte es "Berlin im Jahre 1786" aber sich ängstlich an das Jahr zu halten, hatte keinen Sinn, wäre ihm auch kaum möglich gewesen. Aus alten Zeitschriften, Reisebeschreibungen, Werken aller Art bringt E. manche treffliche, launige Schilderung des damaligen Berlins und seiner Bewohner. Auf der Reise nach Berlin erfahren wir von der Grobheit der Postmeister, dem üblen Zustand der Straße Potsdam — Berlin, um dann nach einer coulanten Zollabfertigung eine Vorstellung davon zu erhalten, welchen großen Eindruck die Hauptstraßen Berlins auf den Fremden machten. Wir hören weiter von dem Straßenleben, der Straßenreinigung, dem Charakter und der Lebensweise der Bevölkerung, ihrem Witz und dem Ton der Geselligkeit, von ihrer Aufklärung und ihrer Empfindsamkeit, wie sie dem Zeitalter Werthers eigen war. Die Kleidermoden wie der Dialekt, die Oper und das deutsche Schauspiel, die Juden, Geistliche, die französische Kolonie werden uns ebenso vorgeführt wie das Heer, die Kunst, Ärzte, Schule. Wie heute die Berliner über die Teuerung in großen Volksversammlungen klagen, so damals in einer Eingabe an die allmächtige, allweise Polizei. Es sind vielfach treffende Bilder, in denen uns so das gesammte äußere Leben des damaligen Berlins geschildert wird. In einem der letzten Abschnitte wird noch erzählt, wie der Geburtstag des großen Königs in dem guten Bürgertum gefeiert wurde, und wie herzlich die Anhänglichkeit an ihn war. Die Berliner hatten allen Grund, das Buch mit warmem Beifall aufzunehmen. Daß auch der Nicht-Berliner seine Freude an der Lektüre des Buches haben und mannigfache Belehrung daraus schöpfen könne, ist nicht minder lebhaft ausgesprochen worden. Etc."

Biographische Artikel (lizenzgebunden) zu Franz Eyssenhardt aus dem World Biographical Information System