<369> in die Schreibart der Kabinette und Gerichtsstühle ein, und wenn die Staatsschriften eines von Herzberg, und derer, die mit ihm genannt zu werden verdienen, Englische Freimüthigkeit mit Französischer Urbanität verbunden, unbedeutendes Wortgepränge, steifes Ceremoniel und Sprachmengerei verbannt, und dafür Deutlichkeit, Ordnung, Ueberredungskraft und Annehmlichkeit in die Hof- und Staatssprache eingegeführt, wenn sie rühmliche Nacheiferung bei andern Deutschen Höfen erweckt haben, wer anders als Friedrich II hat den Ton dazu angegeben? Er, dem leerer Klingklang in Worten und Thaten gleich verhaßt war, Er, der Titelgepränge und äußeren Glanz so wenig achtete, daß er seines Vaters biedere, kernhafte, strenge Denkart auch in ihrer harten und rauhen Bekleidung ehrte, so sehr sie zuweilen sein Herz verwundet hatte, hingegen seines Großvaters Eitelkeit und Prunkliebe, ohne die der Enkel, obgleich mehr als einer Krone werth, doch vielleicht nie die Krone getragen hätte, schärfer als irgend ein anderer Geschichtschreiber tadelte! Daher ist kein Zweifel, daß nicht auch sein Beispiel auf die bessern Deutschen Geschichtschreiber gewirkt, mehr Adel in die historische Schreibart, mehr Freimüthigkeit in Beurtheilung verstorbener und lebender Fürsten gebracht habe. Gleichwohl zeigte er in der Geschichte seines Vaters, welche Schonung die Mängel großer Fürsten, entweder um hervorstechender Tugenden willen, oder durch persönliche Verhältnisse des Geschichtschreibers, erfodern. Kann ein Leser, der denkt und fühlt, ohne die höchste Rührung jene erhabene Stelle lesen, mit der er die Geschichte seines Vaters beschließt, um zu seiner kurzen und wahren Charakteristik über zu gehen: "Nous avons de même passé sous silence les Chagrins domestiques de ce grande Prince - On doit avoir quelque indulgence pour la faute des enfans en faveur des vertus d'un telle père." Und muß nicht der geistvollste Geschichtschreiber, wenn er dabei an die Erziehung des Königs und die Geschichte seiner Jugend zurück denkt, in Versuchung gerathen, die herrlichsten und seltensten Schriftstellertalente für diesen einzigen Zug von Größe des Herzens hinzugeben? Wer die Beschaffenheit der schönen Literatur in Deutschland in den Jugendjahren Friedrich 's II erwägt, wird seine Vorliebe für die Franzosen voll-