Anmerkungen zum Jahre 1763.

Alexander Sweder Freiherr von Spän, ein Sohnn des Pr. General-Majors von der Kavallerie Alexander Bernhard von Spän, stand 1730 als Lieutenant bei der großen Garde in Potsdam. Als in diesem Jahre wegen vorgehabter Flucht des Kronprinzen Friedrich über diesen und seine Freunde Kriegsrecht gehalten wurde, ward auch Spän zur Untersuchung gezogen, weil er, der ebenfalls, wie der unglückliche Lieutenant von Katt, zu den Jugendfreunden des Kronprinzen gehörte, diesen öfters verkleidet heimlich in Potsdam eingelassen hatte, wenn er den Kronprinzen besuchen wollte. Das ernannte Kriegsgericht verurtheilte ihn deswegen zur Cassation und zu einem Jahr Festungsstrafe, welche Sentenz vom König confirnirt wurde. Nach überstandenem Festungsarrest ging Spän in Holländische Kriegsdienste, wo er bis zum General-Major stieg. Er starb 1768.
     

So groß die Kriegskunst, der Muth und die Ausdauer gewesen, womit der König diesen langen Krieg geführt hatte, so schrieb er doch<230> den glücklichen Ausgang desselben hauptsächlich anderen Ursachen zu. Er sagt darüber in seinen hinterlassenen Werken Th. 4, S. 360 :

"Wenn wir aber hinterher die Ursachen prüfen, welche den Begebenheiten eine so unerwartete Wendung gaben, so finden wir, daß folgende Umstände das Verderben Preußens hinderten: 1) der Mangel an Einigkeit und Uebereinstimmung zwischen den Mächten des großen Bundes; ihr verschiedenes Interesse, welches sie hinderte, sich über gewisse Unternehmungen zu vereinigen; die wenige Eintracht zwischen den Russischen und Oestreichischen Generalen, wodurch sie behutsam wurden, wenn die Gelegenheit lebhaftes Verfahren erfoderte, um Preußen (wie sie es wirklich hätten thun können) zu Grunde zu richten. 2) Die überfeine sublimirte Staatskunst des Wiener Hofes, deren Grundsätze ihn veranlaßten, seinen Bundesgenossen die schwersten und gefahrvollsten Unternehmungen aufzubürden, um am Ende des Krieges seine Armee in besserer Verfassung und vollzähliger zu haben, als anbere Mächte die ihrigen. Hieraus erfolgte verschiedene Male, daß die Oestreichischen Generale aus übertriebener Vorsicht es verabsäumten, den Preußen den Gnadenstoß zu geben, wenn deren Lage völlig hoffnungslos war. 3) Der Tod der Russischen Kaiserin, mit welcher die mit Oestreich geschlossene Alliance zugleich begraben ward; der Abgang der Russen; Peters III Bündniß mit dem König von Preußen, und endlich die Hülfe, welche dieser Kaiser nach Schlesien schickte."

Mit gleicher Anstrengung, wie der König den Krieg geführt hatte, war er nach hergestelltem Frieden bemüht, die Wunden zu heilen, die derselbe dem Lande geschlagen hatte. Preußen rechnete, daß der Krieg ihm 180000 Mann gekostet habe, und daß durch die Verheerung, welche die Feinde angerichtet, noch 33000 Menschen umgekommen waren. Eine Menge Städte und Dörfer hatten durch Brand, Plünderung und Contributionen außerordentlich gelitten, der Viehstand war zum größten Theile vernichtet, dem Landmann fehlte es an Saatkorn, an Zugvieh, um die lange wüst gelegenen Felder wieder zu bestellen. Um so vielen Bedürfnissen zu Hülfe zu kommen, ließ der König sogleich nach dem Frieden 25000 Wispel Korn, 17000 Wispel Hafer und 35000 Pferde von der Artillerie und den Regimentern nach einer<231> richtigen Reparation in die Provinzen vertheilen, und sowohl Edelleute, als Bauern bekamen Lebensmittel. Außerdem gab der König an Schlesien 3 Millionen Thaler; 1400000 Thlr. an Pommern und die Neumark; 700000 Thlr. der Kurmark; 100000 Thlr. dem Herzogthum Cleve; 800000 Thlr. dem Königreich Preußen 231-+. Andern Landestheilen wurden die Steuern auf die Hälfte erlassen etc., und so verwendete der König alljährlich Millionen, um den verarmten und heruntergekommenen Provinzen wieder aufzuhelfen und ihren vorigen Wohlstand wieder herzustellen 231-++, bis es seiner unermüdlichen Sorgfalt und Tätigkeit gelungen war, die Spuren dieses verheerenden Krieges gänzlich zu vertilgen.


231-+ Außer diesen gleich nach dem Frieden baar gegebenen Summen ließ der König noch in demselben Jahr die in der Neumark abgebrannten und ruinirten Häuser mit einem Aufwände von 768000 Thlr. wieder aufbauen, zum Wiederaufbau der Stadt Cüstrin gab er 684000 Thlr.

231-+ Die Summen, welche der König von 1763 - 1783 zu diesem Behuf den verschiedenen Provinzen geschenkt hat, belaufen sich auf 40 Millionen Thlr. (Herzberg's Abhandl, 1784, S. 81).