<250>Doch schon herrscht Eigenlieb' in meiner Brust,
Und Trost giebt mir die kluge Schmeichlerin.
Sie sagt : Wozu dies Murren ohne Kraft?
Der wilde Ausbruch des empörten Sinn's?
Mehr Güter bleiben Dir, als Du verlierest,
Der Frühling Deiner Tage weicht dem Herbst;
Wenn Flora von Dir flieht, so giebt sie Dir
Pomonens Schutz; Du gabst Versprechen einst,
Und nun erfüllst Du sie; die Pflicht gebeut,
Daß Du, beraubt der Blumen, Früchte trägst.
In Deiner Reife schmückt Dich die Vernunft.
Nur kaum ist Dein Geschmack und Dein Verstand
Erblüht. etc.
So laß uns denn — wir können anders nicht —
Vor dem uns beugen, was das Schicksal will,
ES soll die letzte Abendstunde noch
Von einem düstern Tag verschönert sein! etc.
Bewohn' ich länger nicht den Hof voll Sturm,
Wo Amor'n so viel Täuschung rings umgiebt —
Ersetzt die Leere doch, die der Verlust
Des Glücks im Herzen ließ, nun ein Gefühl,
Das schöner, edler, dauerhafter ist.
O Freundschaft, Du, des Himmels erste Huld!
In Deinem Tempel nur wohnt Seligkeit,
Zum erstenmal empfand ich Glück, als Du
Ein keusches Feuer mild mir angestammt.
Nie kleine Pflicht, die uns die Tugend giebt —
Sie störet Deine sanfte Freude nie.
Durch Deinen Beistand trag' ich leichter nun,
Du Himmlische! des Lebens Ueberrest;
Denn Deine Hand verlieh mir dieses Herz.
Du, meine Schwester, hast dies edele
Gefühl; Dein Herz — es ist so theuer mir —
Befriediget mich schon, und gern entsag'