Februar.

A.

Februar 1752

Der König in Potsdam.

5. Februar 1752

Der Feldmarschall Keith zum König nach Potsdam.

9. Februar 1752

Bei der Taufe des Sohnes des Geh. Raths von Voß (welcher die Namen Friedrich Wilhelm Heinrich Ferdinand erhielt) waren der König, seine Gemalin, welche das Kind über die Taufe hielt, und die Königin Mutter Taufzeugen. Der König ließ sich durch den General von Hacke vertreten.

24. Februar 1752

Der König schreibt an Voltaire:

"Mit Vergnügen habe ich Sie bei mir aufgenommen, ich schätzte Ihren Verstand, Ihre Talente, Ihre Kenntnisse, und mußte glauben, daß ein Mann von Ihren Jahren des Federgefechts gegen Schriftsteller und drohender Stürme überdrüßig, hierher käme, gleichsam in einem sichern Hafen Zuflucht zu suchen. Aber Sie foderten gleich Anfangs auf eine ziemlich sonderbare Art, daß ich Freron nicht zu meinem litterarischen Korrespondenten annehmen sollte. Ich war so schwach oder so gefällig, es Ihnen zu bewilligen, ob es Ihnen gleich nicht zustand über die Leute zu entscheiden, die ich in meinem Dienste brauchen wollte. D'Arnaud hat sich gegen Sie etwas vergangen, ein großmüthiger Mann hätte es ihm vergeben; ein rachsüchtiger verfolgt die Leute, die er haßt. Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan, ist um Ihretwillen von mir gegangen.

Sie sind zu dem Russischen Gesandten gegangen, und ha<227>ben mit ihm von Dingen gesprochen, in die Sie Sich gar nicht zu mengen hatten, und die Leute glaubten, ich hätte Ihnen Aufträge dazu gegeben. Sie haben Sich in die Angelegenheiten der Frau von Bentink gemischt, die gewiß nicht zu Ihrem Departement gehören.

Mit dem Juden haben Sie Sich den übelsten Handel von der Welt auf den Hals gezogen und in der ganzen Stadt ein abscheuliches Aufsehn gemacht. Ihre Geschichte mit den Sächsischen Steuerscheinen ist in Sachsen so bekannt 227-+, daß man darüber bittere Klagen bei mir geführt hat. Ich meinestheils habe bis zu Ihrer Ankunft in meinem Hause Frieden erhalten, und ich muß Ihnen gestehen, daß Sie Sich bei mir an den Unrechten gewendet haben, wenn Intriguen und Kabaliren Ihre Leidenschaft ist. Ich liebe sanfte friedliche Leute, die in ihrem Betragen keine von den heftigen Tragödien-Leidenschaften blicken lassen. Wenn Sie Sich entschließen können wie ein Philosoph zu leben, so soll es mir lieb sein Sie bei mir zu sehen, wenn Sie Sich aber allen Stürmen Ihrer Leidenschaften überlassen und mit aller Welt Händel anfangen wollen, so thun Sie mir gar keinen Gefallen, hierher zu kommen, und Sie können eben so gut in Berlin bleiben."

Der Prozeß Voltaire's mit dem etc. Hirsch war so eben entschieden worden, jedoch nur in einigen Stücken zu Gunsten Voltaire's. Im Übrigen ward er durch einen Vergleich beendigt, welchen Voltaire am 26.<228> Febr. mit dem Hirsch abschloß. Er eilte den König davon in Kenntniß zu setzen etc., worauf

28. Februar 1752

der König an Voltaire schreibt:

"Es hängt von Ihnen ab, ob Sie hierher kommen wollen. Hier höre ich von keinem Prozesse sprechen, nicht einmal von dem Ihrigen. Da Sie ihn gewonnen haben, so wünsche ich Ihnen Glück dazu, und bin sehr froh, daß diese garstige Geschichte beendigt ist. Ich hoffe, daß Sie weiter keine Händel, weder mit dem alten, noch mit dem neuen Testamente haben werden. Dergleichen Streitigkeiten sind entehrend und mit allen Talenten des witzigsten Kopfes von ganz Frankreich können Sie nie die Flecken zudecken, womit diese Aufführung in die Länge Ihren Ruhm beschmutzen würde. Ein Buchhändler Gosse, ein Opernviolinist, ein Hebräischer Juwelier, das sind doch wahrhaftig Leute, deren Namen in gar keiner Art von Geschäften sich neben dem Ihrigen finden sollten. Ich schreibe diesen Brief mit dem groben schlichten Menschenverstand eines Deutschen, der so spricht, wie er denkt, ohne auf Schrauben gestellte Ausdrücke zu gebrauchen und durch entkräftende Milderungen die Wahrheit zu entstellen. Es ist nun Ihre Sache Nutzen daraus zu ziehen."

29. Februar 1752

War Voltaire wieder in Potsdam, und scheint die Gnade des Königs wieder erlangt zu haben. (Spenersche Verl. Nachr. 1752. Nr. 26. v. 29. Febr. sagt: dieser Tage haben sich etc. und Herr v. Voltaire nach Potsdam begeben).

In diesem Monat ward die neue Münze in der Münzstraße in Berlin eingerichtet.


227-+ Es war nämlich im Dresdner Frieden bestimmt worden, daß die Preußischen Unterthanen etc. die in ihren Händen befindlichen Sächsischen Steuerscheine, die damals viel verloren, nach einiger Zeit ohne Abzug oder Verlust bezahlt erhalten sollten. Damit aber kein wucherisches Gewerbe mit diesen Scheinen getrieben würde, so wurde durch Edicte vom 30. Apr. 1748 und 13. Novbr. 1751 den Preuß. Unterthanen, Vasallen u. s. w. verboten, dergleichen Steuerscheine auf wucherische Art an sich zu bringen, dennoch aber hatte Voltaire dies gethan.