<400> werden. Geduld also bis an's Ende! Wir müssen sehen, wie dieser höllische Feldzug ablaufen wird. In diesem Jahre erschöpfe ich meine ganze Philosophie. Es vergeht kein Tag, an welchem ich nicht meine Zuflucht zu Zeno's Unempfindlichkeit nehmen müßte. In die Länge wird dies hart, das gestehe ich Ihnen. Epikur ist der Philosoph der Menschheit, Zeno der Philosoph der Götter und ich - ein Mensch.

Seit vier Jahren bin ich im Fegefeuer; wenn es ein künftiges Leben giebt, so wird mir der ewige Vater das, was ich in dieser Welt gelitten habe, anrechnen müssen. Ein jeder Stand erfährt Widerwärtigkeiten und Unglück, ich muß, so wie ein Anderer, meine, obgleich sehr schwere, Bürde tragen, und rufe mir zur es wird vorübergehen, wie unsere Freuden, unsere Neigungen, unsere Leiden, unser Glück. Leben Sie wohl, lieber Marquis. Meine Briefe werden Ihnen sehr melancholisch vorkommen; aber wahrlich, ich kann Ihnen keine anderen schreiben. Wenn der Geist unruhig und bekümmert ist, so sieht man Nichts rosenfarben. Ich umarme Sie, und wünsche Sie bald wieder zu sehen."

29. November 1759

An Ebendenselben (aus Wilsdruf):

"Endlich hoffe ich einmal, Sie wieder zu sehen, allein ich schmeichle mir mit diesem Vergnügen erst nach vier Wochen, denn so viel Zeit gebe ich Ihnen zu dieser großen Reise. Es steht ein Zimmer zu Ihrer Aufnahme bereit, ohne Zugwind, gut geheizt, ganz nahe dem meinigen, das Sie ohne Überrock und ohne Tuch vor dem Munde werden erreichen können. Ich habe hier eine ungeheure Rolle von Kupferstichen, die Ihnen bei Ihrer Ankunft vorgelegt werden soll. Auch zeigt malt hier die Gallerie des Königs von Polen, die sehr schön ist. Einen Sachsen sieht man nicht. Sie haben eine katholische Kirche gerade vor Ihren Augen, wo herrliche Musik gemacht wird. Wenn dies Alles Ihre Neugierde nicht anzuködern vermag, so muß ich hinzusetzen, daß wenn Sie"