12804. [RELATION.]318-2
Meissen, 8. April 1761.
Am 1. April bekamen die Corps von dem General Syburg und Schenckendorff Ordre, ersteres über Orlamünde, Rudolstadt, das andere über Neustadt an der Orla und Pöseneck318-3 gegen Saalfeld vorzurücken. Auf ersterer Nachricht von diesem Marsch zogen sich die feindlichen Posten aus Neustadt und Pöseneck nach Saalfeld zurück. Man erfuhr, dass überdem Schleiz und Pausa318-4 mit Kavallerie besetzet wären, in Plauen aber 3 Bataillons Infanterie sein sollten, in der Gegend von Adorf hingegen sich 3 Regimenter österreichische Kürassier befinden. Bei Einrückung des Syburgschen Corps in Orlamünde wurden 10 Mann gefangen gemachet.
Am 2. stiess das Syburgsche Corps auf das zwischen Rudolstadt und Saalfeld mit 2 Bataillons Reichsvölker besetzte Dorf Schwartze.318-5 Es wurde der Feind durch die Canonade, so das Grenadierbataillon von Lossow und 3 Freibataillons auf ihn machten, gezwungen, sich herauszuziehen, ohngeachtet er eine Verstärkung aus Saalfeld erhielt. Der Major von Prittwitz mit dem ersten Bataillon von Zieten profitirte hiervon, setzte durch die Schwartze und hieb in die feindliche Infanterie mit solchem Erfolg ein, dass 17 Officiers, wobei 1 Obrist und 1 Major,<319> und 400 Gemeine nebst 3 Canons und 3 Fahnen in unsere Hände geriethen. Indessen hatte sich das ganze Corps Reichstruppen, aus 6 Bataillons und 800 Pferden bestehend, auf dem Rothen Berg hinter Saalfeld formirt. Während diesem war der Generalmajor von Schenckendorff von Neustadt aufgebrochen, hatte den ersten feindlichen Vorposten bei der Eichschenke über den Haufen geworfen und fand obgedachter Maassen das ganze Corps Reichstruppen auf dem Rothen Berge hinter Saalfeld stehend. Er liess sogleich das zweite Bataillon Zieten-Husaren unter Commando des Major Hundt durch das verlassene Saalfeld gehen, welcher auch den Feind ohngeachtet seiner vortheilhaften Stellung und heftigen Kanonenfeuers mit dem Säbel in der Faust dergestalt zurichtete, dass er mit Zurücklassung 13 Officiers, 500 Mann Gefangener nebst 3 Canons und 2 Fahnen sich in grösster Unordnung zurückziehen musste. Es wurde derselbe auf dieser Retraite durch die leichten Truppen beider nunmehro conjungirten Syburgischen und Schenckendorffschen Corps bis in das Défilé von Arnsgereuth319-1 geworfen, wollte sich allda setzen, ward aber sogleich wieder zum Weichen gebracht, und der Rest von dem, was nicht niedergehauen oder gefangen geworden, lief in grösster Déroute nach Gräfenthal zurück. Unser Verlust war in diesem Tage von 40 Pferden und 24 Todten und Blessirten.
Am 3. war Ruhetag in und bei Saalfeld gemachet.
Am 4. traf das Corps von dem Generalmajor von Linden von Chemnitz über Zwickau in die Gegend von Reichenbach ein. Der General von Schenckendorff ging über Schleiz nach Pausa, während der General von Syburg nach Mühltroff319-2 marschirte, um diesen beiden Corps die Flanque zu decken.
Den 5. conjungirte sich das Schenckendorffsche und Lindensche Corps bei Plauen. Der Feind hatte die Stadt mit 1 Bataillon Kroaten, 1 Bataillon Infanterie nebst 400 Pferden besetzet; es zog sich aber selbiger in die von ihm gemachte Verschanzungen alsbald heraus. Man ward also genöthiget, ihm in den Rücken zu gehen. 5 Escadrons von Dingelstedt besetzten alle Höhen und Pässe bei Messbach.319-3 Der Major Hundt attaquirte mit einer Escadron von Zieten über Strassberg den Feind in den Rücken, nahm ihm 4 Canons, sämmtliche Bagage, 1 Obristen, 8 Officiers und 146 Mann weg und brachte ihn zum Weichen; jedoch zog sich die Infanterie in einem Carré so ordentlich ab, dass, da der Major Hundt zum zweiten Mal eindringen wollte, er nebst dem Lieutenant Schultz todtgeschossen wurde, durch welchen Zufall dieses ganze Corps auch zu entkommen die Gelegenheit fand; da es aber von Oelsnitz durch unsere Position abgeschnitten war, hat es seine Retraite auf Hof nehmen müssen. Unser Verlust an Todte und Blessirte bei dieser Gelegenheit beläuft sich an die 30 Mann.
Nach der Ausfertigung.
<320>318-2 Die Relation ist von dem jüngeren Hauptmann von Cocceji verfasst. Eichel übersandte sie am 10. April dem Minister Finckenstein. Vergl. Nr. 12808. Sie ist abgedruckt in den Berlinischen Nachrichten vom 16. April, Nr. 46, und in den Danziger „Beyträgen“ , Bd. XII, S. 566.
318-3 Pössneck.
318-4 Nordwestl. von Plauen.
318-5 Schwarza, südwestsüdl. von Rudolstadt.
319-1 Südl. von Saalfeld.
319-2 Nordwestl. von Plauen.
319-3 Südl. von Plauen.