12401. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Dittmannsdorf, 2. October 1760.

Wie Ich aus Euerm Bericht vom 30. voriges ersehen, so werden Eure Nachrichten je länger je übeler.3-2 Ihr thut indess wie ein ehrlicher Mann, dass Ihr Mir die reine Wahrheit schreibet. Was Ich Euch darauf sagen kann, ist, dass Ihr, wo es weltmöglich ist, sehen müsset, wenn Ihr Euch geschwinde mit vielem Brod und Biscuit vor Euer Corps zum Mitnehmen versehen haben werdet, durchzukommen, wenn Ihr auch thun solltet, als wolltet Ihr auf Torgau gehen, und Euch denn geschwinde auf Berlin zu tourniren; welches, wenn Ich es sagen soll, Ihr schon eher hättet thun und Euch gleich nach dem Abmarsch der Russen durch Sachsen regen sollen.

Hier ist Brentano mit 6 bis 8000 Mann der Gegend Bunzlau marschiret, um, wie zu vermuthen, nach Sachsen zu gehen oder sich mit den Russen zu conjungiren. Dieses könnet Ihr nicht hindern.

Ihr müsset jetzo thun, was Euch als einem ehrlichen braven Mann nur immer möglich ist. Könnet Ihr nicht durch Sachsen — denn über<4> Krossen gehet es nicht an —, um ihnen auf Berlin vorzukommen und Euch da mit dem Stutterheimschen Corps zu conjungiren und vor Berlin vorzusetzen, so müsset Ihr Euch denen Russen im Rücken setzen, gute Posten nehmen, ihnen allen möglichen Abbruch thun und insonderheit die Zufuhre aus Polen suchen abzuschneiden; alsdenn sie aus Mangel der Subsistenz nicht lange da bleiben können. Ich kann Euch von hier aus darunter nichts vorschreiben; könnet Ihr durch Sachsen über Lübben kommen, so wäre es das beste. Ich schreibe Euch aber nichts vor, sondern überlasse Euch, zu thun, wie es einem redlichen, rechtschaffenen Mann nach denen dortigen Umständen, die Ich hier nicht beurtheilen kann, gebühret. Ich habe Euch solches und dass Ihr Eure Hauptattention mit auf Berlin richten sollet, schon lange geschrieben. Ihr müsset also am besten wissen, was zu thun, und Eure Partie zwar vorsichtig, aber auch prompt und mit Resolution und Fermeté nehmen und, was am besten ist, thun. Seid dagegen Meiner wahren Erkenntlichkeit versichert.

Wenn es nicht ohnmöglich ist, noch einen recht tüchtigen determinirten Officier nach Küstrin durchzubringen, den Ihr von Meinetwegen dort zum Commandanten autorisiren sollet, so sehet zu, es möglich zu machen; denn der jetzige daselbst, Obristlieutenant Seiger, sehr faible ist.

Friderich.

Nach dem Concept.



3-2 Goltz hatte gemeldet, die russische Armee sei in vier Colonnen gegen Sorau, Christianstadt, Grünberg und Züllichau aufgebrochen; „bei diesen sehr üblen Umständen'' wisse er nicht, wohin er sich, „um nützliche Dienste zu thun“ , wenden solle.