<449>reich so pernicieuse Absichten noch mehr öffnen und [er] müde werden wird, sich von solchem als eine Puissance du second ordre brauchen zu lassen und die Katze zu Herausholung der Maronen aus dem Feuer vorstellen zu wollen. Selbst in Engelland werde man solche Demarche nicht anders als odieux ansehen und begreifen, wie nöthig es sei, denen vasten Vues des wienerschen Hofes ein Ziel zu setzen.

Ich habe nicht anders gekonnt, als die Instruction zum höchsten zu applaudiren, so Ew. Excellenz dem Herrn von Knyphausen wegen der teutschen Sachen1 vorerst summarisch ertheilet haben. Ich hoffe, dass in gewissen Stücken das hannöversche Ministère verschiedenes suppliren werde. So wenig auch der sächsische Hof wegen eines sich recht frivol zugezogenen Schadens einige Indemnisation mit Recht fordern könnte, so wird es doch wegen der nicht zu deracinirenden vorgefassten Meinung der französisch- und petersburgischen Höfe allemal gut und Sr. Königl. Majestät vermuthlich nicht entgegen sein, wann dieser Stein des Anstosses durch Conferirung ein oder des andern vacanten Bisthums in Teutschland gehoben werden kann. Ich entsinne mich, dass ehedem Frankreich die Proposition wegen Erfurt theils wegen Mainz, theils als ein zu geringes Object [nicht] sonderlich zu goutiren schiene; vielleicht haben es die Umstände geändert.

. . . Allem Ansehen nach werden [die Russen] in dem Tanz zu dieser Campagne den Branle anfangen. Hier ist bis dato alles ruhig und in statu quo geblieben, und an einige unsere Officiers, so en particulier aus der österreichischen Kriegesgefangenschaft ausgewechselt worden und durch die feindliche Armee bei Braunau zurückgekommen, hat Laudon gesagt, sie wünschen dieses Jahr eine ruhige Campagne zu haben;2 demohngeachtet wissen wir, dass die Russen, nachdem sie einen Theil ihrer Armee nach Colberg detachiret, sich grösstentheils gegen Posen, zum Theil aber gegen Driesen zusammenziehen; ob ihre Absichten sein, mit dem Gros in die Neu- und gegen die Churmark einzudringen und danebst was nach Oberschlesien zu Laudon zu detachiren, ist uns nicht bekannt. Bei Zittau aber ziehet sich allemal ein Corps Oesterreicher zusammen, vielleicht in der Absicht, zu denen Russen in der Neumark zu stossen, wann diese ein Corps nach Laudon detachiren. Der König hat auf alles vorläufig seine Mesures genommen, so viel seine Kräfte leiden; allemal wird es embarrassant seind und schwere Umstände geben; es wäre also sehr zu wünschen, dass in Engelland etwas gedeihliches und dem König zugleich favorables in Ansehung der Friedensnegociation geschähe, und ohngeachtet solches die Oesterreicher und die von ihnen zur Zeit dependirenden Russen vorerst von Continuation des Krieges nicht abhalten wird, so würde es solche doch sehr stutzen machen, und man könnte wenigstens auf dortiger Seite wegen des Magdeburgschen und so weiter ruhig sein, und bin ich nicht in Abrede, dass letzteres mir zuweilen grosse Inquiétude machet.

Zu Küstrin hat der König einen Capitän von Laxden3 von der Garde zum Interimscommandanten bestellet, weil der vorige4 zu timide und nicht zuverlässig war. Wollte Gott, der König könnte ein gleiches zu Magdeburg thun, und es nicht so sehr an tüchtigen Subjecten fehlete! Vielleicht können Ew. Excellenz den dortigen rectificiren, dass er mehr Vertrauen zu sich und seinem Posten fasset, seine Frau wegen des Umganges mit denen österreichschen gefangenen Officiers im Zaum, letztere aber sonderlich wegen ihrer Correspondenz sehr kurz hielte. Ich habe keine equivoque Proben, wie gefährlich der dortige General Nugent5 ist, so sehr er es zu dissimuliren weiss. Ich habe vor einigen Tagen ein Factum des unglücklichen ehemaligen Commandanten zu Glatz6 gelesen; sein Désastre ist hauptsächlich daher entstanden, dass er sich vorher sehr wenig um die Festung bekümmert, dass er sich



1 Vergl.Nr. 12934.

2 Vergl. Nr. 12951.

3 Laxdehnen, vergl. Nr. 12925.

4 Heiderstedt, vergl. S. 431.

5 Vergl. Bd. XIX,.518.

6 D'O, vergl. Bd. XIX, 634.