10984. [AN DEN GEHEIMEN COMMERZIENRATH VON REXIN IN KONSTANTINOPEL.]

Osservandissimo Signore mio.254-4 Der Fuhrmann nebst seinem bei sich habenden Grossknecht, den Sie den 10. des letzteren Aprilmonates<255> dorten spediret haben, ist den 16. hujus wohlbehalten in Breslau angekommen, er hat seine Facturen richtig abgeliefert. Die nach solchen enthaltene Waaren seind gleich nach Engelland spediret worden;255-1 man zweifelt nicht, sie werden guten Débit finden, wovon nächstens Briefe erwartet werden, weil der prompte Absatz sehr recommandiret worden.

Unsere Freunde in Kopenhagen werden schwerlich entfiren, wenn auch die unsrigen an ihrem Orte was entrepreniren werden; sie seind zu timide, etwas zu wagen, und dann fehlen ihnen die Fonds.

In unserm Vaterlande Schweden255-2 ist es miserabel. Einige Senateurs, die mit französischem Gelde bestochen seind, haben den König fast um alle seine Autorität gebracht und sich in dem Senat so despotisch gemacht, dass alles sich nach ihrem Willen lenken muss; dabei sie die Nation und was nicht von ihrer Partie ist, ganz tyrannisch tractiren und immer den Namen des Königs dazu missbrauchen. Diese Senateurs seind es, die mit Hilfe des französischen Geldes, womit sie die Franzosen jetzo doch oft stecken lassen, den ungerechten Krieg gegen Preussen angefangen, welches ihnen doch nicht die geringste Ursach dazu gegeben, und welches sie vielmehr schändlich betrogen haben, da sie noch kurz vorher die grösseste Versicherung gegeben, sich mit dem österreichischen Kriege nicht meliren zu wollen. Der König und die Königin von Schweden seind über diesen schändlichen Krieg sehr betrübt und missvergnügt, die Hände aber seind ihnen gebunden, und sie können bis dato gegen die herrschende Senateurs nichts thun.

Sagen Sie dieses, wenn Sie können, dem dortigen grossen Patron.255-3 Geschrieben den 25. Aprils255-4 jetzigen Jahres durch Dero bekannten Freund.255-5

Unser Principal ist von Ihrem Negotio sehr zufrieden, continuiren Sie so. Wenn wir hier die Contrebandehändler einmal brav geprügelt haben werden, so werden vielleicht die dortigen Grosshändler von selbst in Compagnie treten.

Nach dem Concept.



254-4 Das obige, zwar in Chiffern, aber über Wien gesandte Schreiben Eichel's ist in der Form eines kaufmännischen Geschäftsbriefes gehalten, um, wenn es aufgefangen würde, die etwaigen Leser irrezuleiten. Eine Adresse blieb ganz fort; das Datum war nur innerhalb des Chiffre am Schluss erwähnt.

255-1 Vergl. Nr. 10964. 10968.

255-2 Vergl. S. 242.

255-3 Der Grossvezier.

255-4 So; statt „Mai“ .

255-5 Ohne Unterschrift.