<371>Aber Friedrich hatte schon den Ruf gehört; auf seine Frage berichtete der Major, daß feindliche Kolonnen herannahten und nicht mehr 400 Schritt entfernt seien. Augenblicklich gab Friedrich den Befehl, sich in Schlachtordnung zu stellen. Da er aber einsah, daß dies nicht der einzige Angriff auf seine Stellung sein würde, so befahl er, daß General Zieten mit dem rechten Flügel nach der andern Seite sich dem Feinde entgegensetze, während er selbst mit dem linken Flügel den schon beginnenden Angriff abschlage. Unter den ersten feindlichen Kugeln ordneten sich seine Truppen in größter Schnelligkeit.

Es war Loudon, der den Angriff auf den linken Flügel der Preußen machte. Doch hatte man österreichischerseits von der Umstellung der preußischen Armee nichts geahnt. Loudons Absicht war es, sich mit plötzlichem Angriff des preußischen Gepäckes zu bemächtigen; absichtlich hatte er sich, um nicht zu früh verraten zu werden, ohne Vortrab auf den Marsch gemacht. Jetzt sah er sich selbst auf eine unvorhergesehene Weise überrascht. Schnell suchte auch er seine Truppen in Reihen zu ordnen, doch hinderte das ungünstige Terrain eine genügende Ausbreitung. Der Donner des Geschützes eröffnete nun die Schlacht. Die österreichische Kavallerie drang auf die preußische ein, aber sie wurde wieder zurückgeworfen. Dann rückten die Infanterieregimenter gegeneinander. Die preußische hielt mutig im Feuer stand, die österreichische begann zu weichen, preußische Kavallerie drang in ihre Reihen und nahm eine große Anzahl gefangen. Aber Loudon war dem Könige bedeutend überlegen; er führte 35,000 Mann mit sich, der linke preußische Flügel zählte nur 14,000 Mann. Immer neue Truppen der österreichischen Armee rückten zur Verstärkung vor; doch warfen die Preußen, ob auch fort und fort ihre Reihen gelichtet wurden, jeden neuen Angriff zurück. Noch einmal drang Loudons Kavallerie in die preußischen Infanterieregimenter ein; doch diese wichen nicht. Hier war es, wo das Regiment Bernburg seine verlorne Ehre wieder erkämpfte; mit gefälltem Bajonett ging es den österreichischen Reitern entgegen, stach viele von ihnen vom Pferde, trieb die andern in wilder Flucht vor sich her, und diese rissen nun auch, was sonst noch von österreichischen Regimentern stand, mit sich fort. Es war 6 Uhr, als schon der vollständige Sieg auf dieser Seite erfochten war.

Jetzt eilte Friedrich nach dem rechten Flügel seiner Armee, auf den um diese Zeit erst einige leichte Angriffe gemacht wurden. Daun war nämlich in aller Frühe an der richtigen Stelle angekommen, auf der am vorigen Abend das preußische Lager gestanden hatte. Da er es leer fand, beschloß er den Flüchtigen — so betrachtete er die preußische Armee — nachzusetzen. Hiezu war ein Übergang über das sumpfige « Schwarze Wasser » nötig, welches sich bei Liegnitz in die Katzbach ergießt