<299>Um Mittag war die preußische Armee dem linken feindlichen Flügel in die Flanke gekommen. Um 1 Uhr begann der Angriff. Prinz Karl hatte die Unvorsichtigkeit begangen, auf diesem Punkte seiner Schlachtordnung minder zuverlässige Truppen — württembergische und bayrische Hilfsvölker — zu stellen. Diese waren bald über den Haufen geworfen; in heftiger Flucht drängten sie bis Leuthen zurück, wo sie beinah von den eignen Alliierten mit Pelotonfeuer wären empfangen worden. Auf die Flucht der Hilfsvölker folgte bald eine gänzliche Verwirrung des linken Flügels der österreichischen Armee. Die Preußen wandten sich dem Mitteltreffen der Österreicher entgegen. Die Stellung des letzteren wurde durch das Dorf Leuthen gedeckt, welches breit und ohne einen Eingang darzubieten den feindlichen Angriff schwierig machte und aus dessen geschlossenen Gehöften die Preußen ein scharfes Feuer empfing. Ein hartnäckiger Kampf entspann sich um Leuthen. Ein Bataillon des preußischen Garderegiments machte einen Angriff auf das Dorf; der Kommandeur stutzte, als er die Schwierigkeit der Lage übersah, er war unentschlossen, was zu tun sei. Der älteste Hauptmann, von Möllendorf, der nachmalige berühmte Feldmarschall, sprang vor und rief den Soldaten zu ihm zu folgen. Es ging auf einen versperrten Torweg los. Man stieß und riß die Flügel auf; zehn Gewehre lagen in Anschlag; aber schon war Möllendorf mit dem Bataillon durch den gefähr-