<285>Zwei Korps, die Friedrich von Weißenfels gegen Merseburg absandte, fanden an beiden Orten die Brücken ebenfalls bereits abgebrochen und die feindliche Armee auf dem Rückzuge begriffen, die sich nun, einige Meilen jenseit der Saale, bei Mücheln vereinigte. Sie ließ es ruhig geschehen, daß die preußische Armee Schiffbrücken schlug, ebenfalls über die Saale ging und Mücheln gegenüber ein Lager bezog. Die Stellung der verbündeten Truppen war aber so wenig geschickt gewählt, daß die preußischen Husaren Gelegenheit fanden, in das feindliche Lager einzubrechen und Pferde und selbst Soldaten aus den Zelten zu entführen. Friedrich beschloß einen Angriff. Als er jedoch am folgenden Tage, dem 4. November, vorrückte, fand er, daß der Feind, durch die Kühnheit der preußischen Husaren gewarnt, über Nacht eine veränderte, sehr günstige Stellung angenommen habe. So gab er den Angriff gegen den dreimal überlegenen Feind wieder auf, ging zurück und bezog ein Lager in der Nähe von Roßbach. Im Lager der Feinde aber war ob dieser vermeinten Flucht des Preußenkönigs großer Jubel; Musik und Trommelschlag tönte von ihrer Anhöhe herab weit über die Felder, als ob sie eine gewonnene Schlacht zu feiern hätten. Die französischen Offiziere wollten witzig sein und behaupteten: es geschehe dem Herrn Marquis von Brandenburg viel Ehre, daß man sich mit ihm in eine Art von Krieg einlasse; sie sandten bereits Boten nach Paris, welche dort die Gefangenschaft Friedrichs anmelden mußten. Sie dachten nicht daran, daß, so überlegen sie waren, ihrer Armee doch der Geist fehle, der, von Friedrich ausgehend, das preußische Heer belebte; daß die Eifersucht, die zwischen den deutschen und den französischen Truppen ihres Heeres und zwischen den Anführern beider herrschte, den gemeinsam raschen Entschluß unmöglich machte; daß auf die Reichstruppen, die buntscheckig zusammengewürfelt und ohne alle militärische Organisation waren, leider kein Verlaß sei, daß aber auch die Disziplin der französischen Truppen gar