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SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL Fortsetzung des Feldzuges von 1757.

Indes rückten von allen Seiten die Gefahren näher und Friedrich wünschte nichts mehr, als den Österreichern, die nun in der oberen Lausitz standen, sobald als möglich eine Schlacht zu liefern. Aber der Prinz von Lothringen hatte mit seiner Armee eine so vortreffliche Stellung genommen, daß ein Angriff auf diese eine Tollkühnheit gewesen wäre. Friedrich suchte ihn durch mehrere künstliche Märsche aus seiner Stellung zu entfernen; aber die Österreicher wichen nicht. Auch eine andere eigentümliche Kriegslist, die Friedrich anwandte, blieb ohne Erfolg. Wider seine Gewohnheit speiste er eines Abends in Gesellschaft mehrerer Generale unter freiem Himmel. Hier wurde von nichts, als von dem auf den folgenden Tag beschlossenen Angriffe, und zwar so laut gesprochen, daß alle, die sich um die königliche Tafel drängten, — und man durfte auch Kundschafter unter diesen vermuten — die Unterredung mit anhören konnten. Zugleich wurden während der Nacht alle Vorbereitungen, wie zu einer Schlacht getroffen. Zahlreiche Überläufer kamen zum Prinzen von Lothringen und benachrichtigten ihn von diesen Umständen; aber er ließ sich zu keiner falschen Bewegung verleiten.