<229>men, der junge Dichter im Wege war, so brachte er es dahin, daß derselbe in kurzem weggeschickt ward. Größere Eifersucht flößte ihm der gelehrte Naturforscher Maupertuis ein, den Friedrich, gleichfalls auf seine Empfehlung, zum Präsidenten der neugegründeten Akademie berufen hatte; es entspann sich zwischen Beiden bald eine bittre Feindschaft, die nur des Anstoßes bedurfte, um öffentlich hervorzubrechen. Ein ekelhafter Prozeß, in den Voltaire mit einem jüdischen Kaufmanne verwickelt ward, stellte gleichzeitig seine Rechtlichkeit in ein zweifelhaftes Licht. Der Jude verklagte Voltaire, daß er ihn mit unechten Steinen übervorteilt habe; der richterliche Spruch fiel zwar zu des letzteren Gunsten aus, doch zog ihm die ganze Angelegenheit eine üble Nachrede zu. Noch verderblicher war es für seinen Ruf, daß er sich unterfing, gegen das ausdrückliche Edikt des Königs, sächsische Steuerscheine in Leipzig zu geringen Preisen aufkaufen zu lassen, um hernach als preußischer Untertan (einem besonderen Artikel des Dresdner Friedens zufolge) volle Bezahlung dafür zu erhalten. Endlich nahm er auch keinen Anstand, mit fremden Gesandten auf eine Weise zu verkehren, die Friedrich für seinen literarischen Genossen wenig schicklich erachtete. Alles das bemerkte Friedrich mit steigendem Unwillen; er sandte dem Dichter ernstliche Rügen über sein ganzes Benehmen zu, und das schöne Verhältnis schien in kurzer Frist seiner Auflösung nahe. Voltaire dagegen wollte sich auch im Rechte wissen; er erkannte es sehr wohl, daß Friedrich an ihm eben nichts als seine Kunst wert hielt. « Ich werde ihn höchstens noch ein Jahr nötig haben; man drückt die Orange aus und wirft die Schale fort », — so sollte sich Friedrich gegen einen Vertrauten über ihn geäußert haben. Den Verlust von Friedrichs Gnade wollte er nur einem verleumderischen Worte Maupertuis' zuschreiben. Dieser sollte nämlich ausgesprengt haben, ein General aus Friedrichs Umgebung sei einst bei ihm (Voltaire) gewesen, um sich ein eben vollendetes Manuskript durchsehen zu lassen; da habe ein Laufer ein Gedicht des Königs gebracht, und Voltaire habe den General mit den Worten abgefertigt: « Mein Freund, ein anderes Mal! Da schickt mir der König seine schwarze Wäsche zu waschen, ich will die Ihrige nachher waschen. »

Trotz all dieser Ursachen zur Mißstimmung konnten die beiden großen Geister indes noch immer nicht voneinander lassen. Nur im Andern fand jeder sich ergänzt, und die Vorwürfe machten wieder der schmeichelhaftesten Anerkennung Platz. Für Friedrich namentlich stand der Dichter noch zu hoch, als daß er dem Menschen nicht nachsichtig seine bisherigen Torheiten verziehen hätte. Das beweist vornehmlich eine Ode, die er ihm gerade in dieser Zeit widmete und in der er ihn über sein herannahendes Alter durch die Hinweisung auf seinen immer steigenden Dichterruhm zu trösten suchte. Die Ode schließt mit den glänzenden Worten: