<253> Sprung in den Abgrund, der sich in Rom aufgetan hatte, diesen Abgrund schloß? Ihr seht, daß so etwas in unsren Tagen nicht vorkommt; daraus ergibt sich, daß diese Geschichte nur eine alte Fabel ist.“ Die Geschichte des Decius1 bietet dem Lehrer eine vorzügliche Gelegenheit, das Herz seiner Schüler zu glühender Vaterlandsliebe zu entstammen, die der fruchtbare Urgrund von Heldentaten ist. Bei Cäsars Geschichte kann er die jungen Leute fragen, was sie von der Handlungsweise dieses Bürgers halten, der sein Vaterland unterjochte. Die Kreuzzüge liefern einen schönen Stoff zur Bekämpfung des Aberglaubens. Die Darstellung der Bartholomäusnacht wird den jungen Leuten Abscheu gegen den Fanatismus einstoßen. Kommt er auf Eincinnatus, Scipio, Ämilius Paulus, so wird er ihnen begreiflich machen, daß ihre Großtaten aus der Liebe zur Tugend entsprangen und daß es ohne Tugend keinen Ruhm, keine wahrhafte Größe gibt. Derart liefert die Geschichte Beispiele zu allem. Ich deute nur die Methode an, ohne den Stoff zu erschöpfen. Ein gescheiter Lehrer wird genug darin finden, um seine Lehrweise nach dem Gesagten einzurichten.

Im Geographieunterricht wird derselbe Professor mit den vier Erdteilen beginnen. Für Asten, Afrika und Amerika genügen die Namen der großen Völker. Europa erheischt genauere Kenntnisse. Da Deutschland das Vaterland der jungen Leute ist, so wird der Professor ausführlich eingehen auf die deutschen Herrscher, die Flüsse Deutschlands, die Hauptstädte jeder Provinz, die Reichsstädte usw. Für diesen Teil seines Unterrichts kann er Hübner2 benutzen.

Der Lehrer der Metaphysik wird mit einem kleinen Kursus der Moral beginnen. Er soll von dem Grundsatz ausgehen, daß die Tugend für den, der sie übt, nützlich und förderlich ist3. Er wird ohne Mühe beweisen, daß die Gesellschaft ohne Tugend nicht bestehen kann. Als Gipfel der Tugend soll er den Schülern die vollkommenste Selbstlosigkeit hinstellen, kraft deren der Mensch seine Ehre seinem Nutzen, das allgemeine Beste seinem persönlichen Vorteil, das Wohl des Vaterlands seinem eignen Leben vorzieht. Er soll sie zwischen rechtem und falschem Ehrgeiz unterscheiden lehren und ihnen klarmachen, daß der rechtschaffene Ehrgeiz oder Wetteifer die Tugend der großen Seelen ist, die Triebfeder, die uns zu edlen Taten treibt und unbekannte Menschen alles wagen läßt, um ihren Namen im Tempel der Erinnerung zu verewigen. Er soll ihnen einprägen, daß so edler Gesinnung nichts mehr zuwiderläuft, daß nichts uns mehr erniedrigt als Neid und niedrige Scheelsucht. Vor allem soll er den jungen Leuten begreiflich machen, daß, wenn dem menschlichen Herzen ein Gefühl eingeboren ist, es das Gefühl für Recht und Unrecht ist. Insbesondre soll er versuchen, seinen Schülern Begeisterung für die Tugend einzuflößen.

Der metaphysische Kursus soll mit der Geschichte der philosophischen Systeme beginnen, von den Peripathetikern, Epikuräern, Stoikern und Akademikern4 bis auf


1 Vgl. S. 50.

2 Johann Hübner (1668—1731), Verfasser des 1693 zuerst erschienenen und immer wieder neu aufgelegten Lehrbuches „Kurze Fragen aus der alten und neuen Geographie“.

3 Vgl. S. 44 ff.

4 Vgl. S. 17.