September.
A.
1. September 1784
Her König in Potsdam (Sanssouci).
In den ersten 8 Tagen dieses Monats waren in Potsdam beim König: der General-Major von Holzendorf, die Minister von Finkenstein und von Werder, der Däni<311>sche Gesandte von Iuel und der Herzog von Curland, den der König in Sanssouci empfing.
7. September 1784
Der Konig an den General von Tauentzien 311-+: "Mein lieber General von Tauentzien. Schon bei Meiner Anwesenheit in Schlesien erwähnte Ich gegen Euch, und jetzt will Ich es schriftlich wiederholen, daß Meine Armee in Schlesien noch nie so schlecht gewesen ist als jetzt; wenn Ich Schuster oder Schneider zu Generalen machte, könnten die Regimenter nicht schlechter sein. Das Thaddensche Regiment gleicht nicht dem unbedeutendsten Landbataillon einer Preußischen Armee, Rothkirch und Schwarz taugen auch nicht viel, Zaremba ist in einer solchen Unordnung, daß Ich einen Officier von Meinem Regimente nach dem diesjährigen Herbstmanövre werde hinschicken, um es wieder in Ordnung zu bringen; von Erlach sind die Bursche durch das Contrebandiren so verwöhnt, daß sie keinen Soldaten ähnlich sehen; Keller gleicht einem Haufen ungezogener Bauern; Hager hat einen elenden Commandeur, und Euer Regiment ist sehr mittelmäßig; nur mit Graf von Anhalt, Wendessen und Markgraf Heinrich kann Ich zufrieden sein. Seht, so sind die Regimenter en Detail. Nun will Ick das Manövre beschreiben: Schwarz machte den unverzeihlichen Fehler, bei Neisse die Anhöhen auf dem linken Flügel nicht genugsam zu besetzen; wäre es Ernst gewesen, so war die Bataille verloren. Erlach bei Breslau, statt die Armee durch Besetzung der Anhöhe zu decken, marschirte mit seiner Division wie Kraut und Rüben im Defilee, daß, wäre es Ernst gewesen, die feindliche Kavallerie die Infanterie Niederhieb, und das Treffen verloren ging. Ich bin nicht Willens, durch lacheté Meiner Generale Schlachten zu verlieren, weshalb Ich hiermit festsetze, daß Ihr über ein Jahr, wenn Ich noch lebe, die Armee zwischen Breslau und Ohlau füh<312>ret, und vier Tage zuvor, ehe Ich ins Lager komme, mit den unwissenden Generalen manövriret, und ihnen dabei weiset, was ihre Pflicht ist. Das Regiment von Arnim und das Garnison, Regiment von Kenitz macht den Feind, und wer alsdann seine Schuldigkeit nicht erfüllt, über den lasse Ich Kriegsrecht halten; denn Ich würde es einer jeden Puissance verdenken, dergleichen Leute, welche sich so wenig um ihr Metier bekümmern, im Dienst zu behalten. Erlach sitzt noch vier Wochen im Arrest. Auch habt Ihr diese Meine Willensmeinung Eurer ganzen Inspection bekannt zu machen."
9. September 1784
Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, wo ihm die Herzogin von Curland vorgestellt wird 312-+, besieht den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt, begiebt sich dann nach dem Schlosse, wo bei ihm große Cour ist. Gegen Abend geht der König nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Hier unterhält er sich mit dem Besitzer des Gesundbrunnens, einem der Erben des vorigen Besitzers, des Doctors Behm. (Die interessante Unterredung findet man in der 7. Sammlung der Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's d. Gr. Berlin, 1788. S.97. S. auch die Nachträge etc.).
10. September 1784
Auf dem Wedding bei dem Artilleriemanövre, dann nach Potsdam.
<313>?? September 1784
Der Herzog von Curland und Gemalin in Potsdam, bis den 25sten oder 26sten.
20. September 1784
Die Generale von Möllendorf, von Braun, von Bornstedt, von Pfuhl, von Prittwitz, von Holzendorf, von Lottum, von der Golz, von Kalkreuth, Prinz Louis von Würtemberg und der Franz. G.-L. de Bouillé, desgleichen der Herzog von Jork und der Polnische Fürst von Sablonowsky, nach Potsdam. Speisen sämmtlich,
21. September 1784 bis 23. September 1784
auch der Herzog von Curland, alle drei Manövretage beim König. Außer diesen Personen waren mehrere fremde Officiere in Potsdam bei den Manövres. An einem dieser Tage stellte Bouillé dem König einen Enkel des Marschalls Richelieu, den Herzog Armand Duplessis Richelieu, vor, der später, 1815-1818, erster Minister Ludwig's XVIII war. Er war geboren den 25. Septbr. 1766 und starb den 17. Mai 1822.
?? September 1784
In Potsdam waren: der General-Major von Usedom, der Geh.-Fmanzrath de Launay, Letzterer mehrere Male.
B.
7. September 1784
Abschluß eines Vergleichs zwischen Preußen und Rußland zur Beilegung der Danziger Irrungen.
11. September 1784
Stirbt in Oppeln der General-Major Friedrich Wilhelm von Podewils, Chef eines Kürassier-Regiments, 58 Jahr alt.
?? September 1784
Stirbt in Mewe der General-Major, Chef eines Infanterie Regiments, Ewald George von Blumenthal, 62 Jahr alt. In der Schlacht bei Prag hatte es sich den Verdienstorden erworben.
17. September 1784
Preuß. Vermittelungsschreiben an die Generalstaaten, betreffend ihre Uneinigkeit mit dem Erbstatthalter. (Herzberg Recueil etc. II. 413.
22. September 1784
Hatte der Preuß. Chargé d'Affaires Diez seine erste Audienz bei dem Großvezier in Konstantinopel. (Vossische Berliner Zeitung Nr. 132 d. J.). (Wenn in Resmi Achmet Effendi's Geschichte des Krieges von 1768-1774, Halle, 1813,<314> übersetzt von H. F. von Diez, dieser S. 33 seine Ankunft in Konstantinopel in Juni 1786 setzt; so ist die Jahreszahl unstreitig ein Schreib- oder Druckfehler).
311-+ Tauentzien war General-Inspecteur der ganzen Schlesischen Infanterie.
312-+ Der Herzog und die Herzogin blieben bis Anfangs Oktober in Berlin und waren mehrmals in Potsdam. "Die sanfte fürstliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen; er sandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen, mit den feinsten und seltensten Früchten gefüllt, mit den erlesensten Blumen geschmückt, und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen begleitet. Bei Gelegenheit der ersten dieser Sendungen beklagt sich der Monarch, daß seine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, sie selbst zu bewirthen, er müsse es seinem Neffen überlassen, ihren und ihres Gemals Aufenthalt in Potsdam und Berlin so angenehm als möglich zu machen." (Tiedge; Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland. Leipzig, 1823. S. 77.)