Januar 1773.
A.
Januar 1773
Der König läßt, wie alle Neujahr, auch diesmal wieder bedeutende Summen für die Armen Berlins an die Prediger auszahlen.
2. Januar 1773
Der König in Berlin, bei der Königin zur Tafel.
5. Januar 1773
Bei der Prinzessin Amalie, die Königin bei der verwittweten Prinzessin von Preußen.
10. Januar 1773
In Gegenwart des Königs, der Königin und des ganzen Hofes findet die Vermälung des regierenden Landgrafen von Hessen-Kassel mit der Prinzessin Philippine von Brandendenburg-Schwedt Statt. Bei der Mittagstafel wird vom goldenen Service gespeist.
18. Januar 1773
Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich bei der Königin, wo auch der König zugegen ist.
20. Januar 1773
Der König bei der Prinzessin Amalie.
<73>23. Januar 1773
Der König nach Potsdam.
24. Januar 1773
Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.
25. Januar 1773
Der König an d'Alembert :
- etc. - "Zugleich wünsche ich, daß Fortuna - die Göttin, welcher Sie kein Opfer bringen - ihren beglückenden Einfluß über Ihre verlängerten Tage verbreite! Denn ohne Glück ist das Leben nur eine Bürde, und oft eine unerträgliche. Fragen Sie mich: was ich unter Fortuna verstehe? Alles, was Sie wollen: das Schicksal, das Fatum, die Notwendigkeit; kurz das, was glücklich macht. etc. -
Unsere rauhen Deutschen haben zwanzig Mundarten, und dafür gar keine bestimmte Sprache; der Mangel dieses Werkzeugs schadet der Bearbeitung der schönen Wissenschaften. etc. Ich arbeite daran, die Schulen in diesem für die Humaniora so wesentlichen Theil zu verbessern. etc. Es giebt noch Gelehrte bei uns, aber sollten Sie es wohl glauben, daß ich genöthigt bin, zum Studium der Griechischen Sprache aufzumuntern? die ohne meine Sorgfalt ganz verloren gehen würde. etc."
26. Januar 1773
Der König an Voltaire :
- etc. - "Freilich ist der Ruhm, wenn man ihn genau betrachtet, nur eine große Kleinigkeit. Damit, daß man von Undankbaren gerichtet, von Schwachköpfen gewürdigt, und von einem Pöbel genannt wird, der ohne allen Grund lobt und tadelt, liebt und haßt - damit kann man sich nun freilich wohl eben nicht trösten. Indeß, wo würden die tugendhaften und lobenswürdigen Handlungen bleiben, wenn wir den Ruhm nicht liebten? etc.
Wer den Menschen Wohlthaten erweist, wird dafür gesegnet. Das ist wahrer Ruhm. Ohne Zweifel kann uns Alles das, was man nach unserm Tode von uns sagen wird, eben so gleichgültig sein, als was man bei der Zerstörung<74> des Babylonischen Thurms gesprochen hat; bei dem Allen sind wir aber doch, da wir uns einmal an die Existenz gewohnt haben, nicht gleichgültig gegen die Urtheile der Nachwelt. Die Könige dürfen es noch weniger sein, als Privat-Personen, da sie kein anderes Tribunal zu fürchten haben.
Wenn man auch nur etwas Gefühl hat, so strebt man doch nach der Achtung seiner Landsleute, oder will durch irgend etwas glänzen, und nicht mit dem großen Haufen verwechselt werden, der ein bloßes Pflanzenleben führt. Dieser Instinkt hängt von den Ingredienzien ab, aus denen die Natur uns geformt hat. Auch ich habe meinen Theil davon. etc. - Ich bekenne Ihnen zwar, daß ich einige Neigung für den Ruhm habe; indeß denken Sie nur nicht, ich stehe in dem Wahn, bloß die Fürsten könnten Anspruch darauf machen. Im Gegentheil glaube ich, daß man große Schriftsteller, die das Nützliche mit dem Angenehmen, Belehrung mit Zeitvertreib zu verbinden wissen, weit länger nennen wird.
Das Leben guter Fürsten ist eine unaufhörliche Thätigkeit; bei der Menge ihrer mannigfaltigen Handlungen werden die früheren über die späteren vergessen. Große Schriftsteller hingegen erzeigen nicht nur ihren Zeitgenossen, sondern auch allen künftigen Jahrhunderten, Wohlthaten. Aristoteles wird in den Schulen öfter genannt, als Alexander; Cicero öfter gelesen, als Cäsar's Nachrichten etc. - hundert Mal werden Virgil, Horaz und Ovid genannt, ehe man nur Einmal von August spricht, und obendrein eben nicht oft zu seiner Ehre. etc. Mit uns ist man, sobald ein wenig Erde und Asche uns bedeckt, weiter in keiner Verbindung; aber mit den schönen Geistern des Alterthums hat man noch jetzt Umgang, und sie sprechen durch ihre Bücher mit uns.
Ungeachtet dessen, was ich Ihnen hier sage, werde ich dennoch um nichts weniger für den Ruhm arbeiten, sollle ich auch darüber sterben; im einunddsechzigsten Jahre bessert man<75> sich nicht mehr, und ohnedies ist es ausgemacht, daß ein Mann, der sich die Achtung seiner Zeitgenossen nicht wünscht, ihrer auch nicht werth ist. etc.
N.S. Ich lasse meine Briefe kopiren, weil mein Arm anfängt zu zittern. Ueberdies konnte meine kleine Hand Ihren Augen beschwerlich sein."
B.
28. Januar 1773
Es erscheint das Edict wegen Aufhebung der Feier des grünen Donnerstags, des Himmelfahrtstags, und der Verminderung der vier Bußtage auf Einen.
Der Abt Raynal hatte in seinem Werke : Histoire philosophique et politique des Etablissements des Europeens etc., Amsterdam 1773, II. 185, sich sehr dreiste Urtheile über das Preußische Finanzwesen erlaubt; gegen diese Lettre d'un Habitant de Berlin à son ami à la Haye, Berlin 1773, welche der Französische Prediger Moulines, Mitglied der Akademie d. W. zu Berlin, auf Befehl des Königs, und ohne Zweifel nach dessen Angaben, verfaßt hatte.