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Durch das Vertrauen, das Kaiser Friedrich III. ihm bewies, beherrschte Albrecht fast das ganze Reich. Er führte die kaiserlichen Heere gegen Herzog Ludwig den Reichen von Bayern, gegen Karl den Kühnen von Burgund, der Neuß belagerte, und bewog diesen zum Friedensschluß. Das war die Unterhandlung, die ihm den Beinamen Ulysses eintrug. Stets aber verdiente er den des Achilles, in den Kämpfen an der Spitze seiner Truppen wie in den Kampfspielen, den Abbildern des Krieges, die zu jener Zeit so stark in Brauch waren. In siebzehn Turnieren gewann er den Preis und wurde niemals aus dem Sattel gehoben.

Die Sitte dieser Kampfspiele scheint französischen Ursprungs zu sein1. Vielleicht haben die Mauren mit ihrer romantischen Ritterlichkeit sie eingeführt, als sie Spanien überfluteten. Aus der Geschichte Frankreichs ersieht man, daß ein gewisser Gottfried von Preuilly, der ums Jahr 1060 lebte, die Turniere erneuerte. Indessen hat schon Karl der Kahle, der um 844 lebte, Kampfspiele in Straßburg abgehalten, als sein Bruder Ludwig der Deutsche ihn dort besuchte. Seit 1114 griff die Sitte auch nach England hinüber, und König Richard von Großbritannien führte sie 1194 in seinem Reich ein. Johann Kantakuzenos erzählt, daß diese aus Gallien stammenden Kampfspiele auch im Jahre 1226 bei der Hochzeit der Anna von Savoyen mit dem griechischen Kaiser Andronikos Paläologos stattgefunden hätten. Dabei kamen die Kämpfer oft ums Leben, wenn sie bis zum äußersten aufeinander losgingen. Bei Henry Knighton liest man von einem Turnier; das 1274 zu Châlons bei einer Zusammenkunft König Eduards I. von England und des Herzogs von Burgund stattfand. Dabei blieben viele englische und burgundische Ritter auf dem Platze.

Nach Deutschland kamen die Turniere im Jahre 1136. Vom einen Ende Europas bis zum andren sandten die Ritter einander Fehdebriefe zu, und nur solche, die den Ritterschlag erhalten hatten, durften dergleichen Herausforderungen ergehen lassen. Ihre Briefe besagten ungefähr, daß dieser oder jener Fürst, der trägen Muße überdrüssig, den Kampf wünsche, um seinen Mut zu stählen und seine Gewandtheit kundzutun. Sie gaben die Zeit an, die Zahl der Ritter, die Art der Waffen, den Ort, wo das Turnier stattfinden sollte, und bestimmten, daß der besiegte Ritter dem Sieger eine goldene Armspange, seinem Knappen eine silberne geben sollte.

Die Päpste erhoben Einspruch gegen diese gefährliche Kurzweil. Innozenz II. (1140) und dann auf dem Lateranischen Konzil (1179) Alexander III. schleuderten den Bannstrahl und verhängten die Exkommunikation über alle, die solchen Kämpfen beiwohnten. Aber so gehorsam man auch sonst den Päpsten war, sie vermochten gegen den verhängnisvollen Brauch doch nichts auszurichten. Ein falscher Ruhmesbegriff und eine falsche Galanterie halfen ihm zu weiter Verbreitung. Bei der Roheit der Sitten erlangte er die Bedeutung von Schauspiel, Unterhaltung und Beschäftigung zugleich, gemäß der Barbarei jener Zeitläufte, in denen er entstand.


1 Der folgende Exkurs beruht auf dem Artikel „Turnier“ im „Dictionnaire historique et géographique“ von Louis Moréri († 1680).