<118>Spritzt Gift um sich, peitscht mit Satiren, hetzt;
Wie'n toller Hund, so beißt er und zerfetzt.
Der Dunst des Weihrauchs macht den Kopf ihm heiß;
Dem Ruhm zulieb gibt er die Ehre preis.

Und manche schweifen dünkelhaft im Blauen,
Verkünden leck, was sie da Wunders schauen;
Der blöden Menge bringen sie's als Lehre
Und hoffen so, zur Größe aufzusteigen;
Allein das Publikum dankt für die Ehre:
Es pfeift sie aus und deckt ihr Werk mit Schweigen.

Ich kenne selbst vollkommen Hirnverbrannte
Und in den falschen Schöngeist so Verrannte,
Die leugnen dreist, daß Gott im Himmel sei,
Wo doch Geschöpf und Schöpfung ihn verkünden!
Ob recht, ob falsch, gilt ihnen einerlei,
Wenn sie sich nur den eignen Ruf begründen
Als starke Geister und aus dem Gewimmel
Der Frommen ragen; drum so greifen die
Abstrakten Denker zur Paradorie!

Schirm' uns vor Geist um solchen Preis, o Himmel!
Sonst wird im unreinen Gefäße bald
Der Honigseim zu Galle sich zersetzen.
Er gleicht dem Herzen, leiht von ihm Gestalt:
Im sanften süß, muß er im harten ätzen.
Was wir auch tun, für alles will er haften,
Als Anwalt dient er schnöden Leidenschaften;
Arglistig klügelnd, löscht er zielbewußt
Der Weisheit Fackel aus in unsrer Brust.

Und doch: er bleibt ein himmlisches Geschenk
An uns, der Wohltat wenig eingedenk,
Ein reiner Strahl der Gottheit, der uns leitet
In Tun und Denken, drinnen Licht verbreitet,
Vergangnes schaut, vorweg die Zukunft nimmt,
Begreift und urteilt, folgert und bestimmt,
Der Schlüsse zieht aus dem, was sicher sieht,
Zur Einsicht führt und uns zur Vorsicht rät: