<146> Verfasser das jüdische Volt, das uneingedenk der unermeßlichen Wohltaten Gottes und aller Zeichen und Wunder, die er seinem Volke gegeben hatte, den falschen Göttern, d. h. den Teufeln, opferte und in alle Greuel der Abgötterei fiel. So tieft sinnig und streng theologisch lehrt uns unser heiliger Verfasser jene erhabenen Wahrheiten. Das junge Mädchen verläßt das Elternhaus, um Blaubart zu heiraten. Die Juden werden abtrünnig vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und dienen Baal Peor und andren Götzen, die die Hölle auf die Welt ausgespieen hat. Erst ist man lau, dann wird man gleichgültig, dann vergißt man Gott, versinkt in Sünden und Lasier, immer tiefer, bis es kein Zurück mehr gibt. Der Mensch ist verloren, sobald die wirksame Gnade ihn verläßt. Ein Schwindelgeisi ergreift seine Sinne; er taumelt am Rande des Abgrunds und ahnt nicht, daß die Tiefe ihn verschlingen wird. Die Iungvermählte, durch verderblichen Irrtum verblendet, sieht nicht, daß ihr Gatte einen blauen Bart hat. So werden wir, von der Heftigkeit unsrer Leidenschaften fortgerissen, der furchtbaren Mißgestalt unsrer Lasier nicht gewahr. Ohne Kompaß und Steuer treibt der Sünder dahin, ein Spielball der wilden Stürme, die sein gebrechliches Schifflein schließlich zerschellen.

„Kaum verheiratet, unternimmt Blaubart eine sechswöchige Reise, um wichtige Geschäfte zu besorgen, und bittet seine Gattin, sich während seiner Abwesenheit gut zu unterhalten.“ So sucht der Teufel, nicht zufrieden mit einem Opfer und stets auf das Verderben der Menschen erpicht, unablässig nach neuer Beute.

„Beim Abschied gibt Blaubart seiner Gattin den Schlüssel zu allen seinen Schätzen, darunter den Geheimschlüssel zu einer Kammer, die er ihr zu öffnen verbietet.“ Welche wichtige Lehre liegt in diesen wenigen Worten! Der alte Versucher kennt sein Handwerk, das er durch alle Zeiten getrieben hat. Er verwirrt den Sinn eines jungen Weibes, indem er ihm Lust an Reichtümern einstößt. Er will uns an die vergänglichen irdischen Güter ketten, um uns von den unvergänglichen Gütern des Paradieses abwendig zu machen. Durch das gleiche Mittel gelang es ihm, den weisesten aller Könige zu verführen. Er gibt Salomon alles Gold von Ophir. Mit diesem Golde beginnt Salomo, dem Herrn in Jerusalem einen Tempel zu bauen: das ist wohlgetan! Aber der Teufel verliert den Mut nicht. Alsbald schaffte sich der weise König siebenhundert Kebsweiber an: das war der Mißbrauch! Hier sei beiläufig bemerkt, wie unser Geschlecht ausartet. Kein Sardanapal unsrer Tage könnte eine so große Zahl von Konkubinen befriedigen. Salomo blieb dabei nicht stehen. Er opferte zuletzt den falschen Göttern. So zieht ein Fall den andren nach sich. Doch es ist Zeit, zum heiligen Texte zurückzukehren.

Die Schlüssel zu den Schätzen, die Blaubart seiner Gattin gibt, bedeuten den Dietrich der Hölle, die verräterischen Schlüssel, die allen Lastern Tür und Tor öffnen. Der Teufel weiß, daß die meisten Menschen sich durch Reichtum fangen lassen. Er hat nur wenige gefunden, die dieser Lockung widerstanden. Erinnert Euch der Worte, die der Fürst der Finsternis zu dem göttlichen Messias sprach, als er ihn