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In der Neumark eignen sich die Warthebrüche und ganz dicht bei Küstrin nach Sonnenberg zu ein prachtvolles Gebiet zum Urbarmachen, wo man über 1200 Familien ansiedeln kann. Das gleiche wie für die pommerschen Edelleute gilt für die Neumark. Sie kann noch viel stärker bevölkert werden.

Unter den genannten Provinzen kenne ich die Altmark am wenigsten, weiß aber, daß es in den großen Forsten bei Gardelegen noch Sümpfe zu entwässern gibt. In der Mittelmark wird man keine Dörfer anlegen können, ohne Vorwerke zu opfern und Bauern dafür hinzusetzen; es bringt zwar weniger ein, verdient aber bei alledem den Vorzug. Das Magdeburger und Halbersiädter Gebiet ist so stark bevölkert, daß meiner Ansicht nach auf dem platten Lande nicht mehr viel zu tun ist. Aber in Pommern, in der Neu- und der Altmark können die Schafherden noch bedeutend vermehrt werden, sowohl die des Adels wie die der Städte, besonders in der Gegend von Stolp, Körlin, Köslin und in der Neumark nach Landsberg und der polnischen Grenze zu. Was die Städte betrifft, so sollten alle Häuser massiv gebaut werden, sowohl der Holzersparnis wegen wie zur Verringerung der Feuersgefahr. Überdies ist ja auch nur der Stein dauerhaft.

Kanäle

Man hat mir vorgeschlagen, in Pommern die Rega, in Ostpreußen die Angerapp schiffbar zu machen und in Schlesien die Oder zwischen Breslau und Glogau einzudämmen und ihr einen geraden Lauf zu geben. Da ich aber keine Mittel hatte, war ich genötigt, diese Entwürfe liegen zu lassen. Vor ihrer Ausführung muß reiflich geprüft werden, ob die Sache möglich ist, ob das Land großen Vorteil davon hat und ob das Geld nicht mit Verlust angelegt wird.

Seidenbau

Der Seidenbau liegt noch in der Wiege. In sechs Jahren, wenn die Bäume kräftig genug sein werden, daß man ihre Blätter pflücken kann, muß eine hinreichende Masse von Eiern der Seidenraupe beschafft werden, um sie dem Publikum ausgiebig liefern zu können. Dann müssen auch Vorschriften, wie man die Seidenwürmer zieht und Seide, Organsin, Tramseide, Florettseide usw. herstellt, gedruckt und eine Art Lehranstalt muß eingerichtet werden, wo die Mägde und Landleute lernen können, wie und wann man die Würmer ausschlüpfen läßt, wie man sie ernährt und wie man die Kokons abhaspelt. Ein Prediger in Berlin1 hat eine Lehransialt gegründet, die sogenannte Realschule, wo er alle Lehrer in der Herstellung der Seide unterrichtet. Er braucht sie nur später als Küster auf die Dörfer zu schicken, und der Adel und die Amtleute der Umgegend werden von ihnen lernen, wie man diesen nützlichen Gewerbs-


1 Hecker von der Dreifaltigkeitskirche.