30. Kapitel Grüne und trockne Fourage

Sobald man sich auch nur wenig von seiner Grenze entfernt, kann man für die Kavallerie keine Magazine mitführen. Man muß die Fourage also aus dem feindlichen Land nehmen, in dem man sich befindet. Grünfutter nimmt man von den Feldern, trocknes Futter nach der Ernte aus den Dörfern. Da der Feind sich solchen Fouragierungen oft widersetzt und es dabei bisweilen zu heftigen Kämpfen kommt, so müssen den Generalen die Hauptregeln vorgeschrieben werden, die sie beständig vor Augen haben sollen, wenn sie zu Fouragierungen kommandiert werden.

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In den Jahren 1744 und 1745 hatten wir zur Bedeckung der Fourageure oft Korps von 10 000 Mann. Erlaubt es das Gelände und ist die Bedeckung stark genug, so rückt man in zwei Kolonnen zum Fouragieren. Eine Vorhut von Infanterie und Kavallerie marschiert voraus. Dann kommt das Gros der Infanterie und Kavallerie, dann die Fourageure, die sämtlich bewaffnet sein müssen, dann die Pferde der Artillerie, der Proviantwagen und die Park- und Zugpferde der Infanterie, schließlich die Nachhut der Bedeckung, die wieder aus Infanterie und Kavallerie besieht. Auf die beiden Flanken der Marschkolonne werden Kavallerietrupps verteilt, die den Flankenschutz übernehmen und kleine Seitenpatrouillen ausschicken.

An der Stelle angelangt, wo die Fouragierung stattfinden soll, trifft man seine Dispositionen zur bestmöglichen Verteidigung des Platzes. Man schont das noch auf dem Felde stehende Getreide nach Möglichkeit, damit es nicht ohne Not verdorben wird, und schlägt deshalb auch nur einen einzigen Weg ein, um die Saat nicht zu verwüsten. Rings um den Platz zieht man eine schwache Kavalleriekette, die von drei bis vier starken Reserven unterstützt wird. Ein noch stärkeres Korps Kavallerie behält sich der General als Reserve vor, um mit ihm nach der Stelle zu rücken, gegen die der Feind seinen Hauptangriff richtet. Die Infanterie wird hinter Hecken, Bächen, am Rand eines Gehölzes oder eines Dorfes aufgestellt. Auch von ihr behält der General eine Reserve zurück, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Danach werden die Felder auf die verschiedenen Korps verteilt, die Fourage holen sollen, und man läßt die Fourageure an die Arbeit gehen. Ist alles fertig und aufgeladen, so werden die Fourageure mit leichter Bedeckung vorausgeschickt. Dann wird die Infanterie, hiernach die Kavallerie zusammengezogen, und beide bilden die Nachhut der Fourageure.

Leichter ist die Beitreibung von trockner Fourage. Die Marschordnung bleibt die gleiche. Sobald man an das Dorf kommt, das ausfouragiert werden soll, stellt man einige Kavallerieabteilungen im Umkreis auf und postiert die Infanterie hinter den Hecken des Dorfes. Dann verteilt man die Scheunen auf die verschiedenen Korps, und jedes lädt so viel auf, als es braucht. Reicht ein Dorf nicht aus, so müßt Ihr, wenn es rein ausfouragiert ist, das gleiche Spiel beim nächsten Dorfe wiederholen. Nie aber darf an zwei Orten zugleich fouragiert werden; denn durch die Teilung der Truppen schwächt Ihr Euch. Dagegen bleibt Ihr stets stark genug, wenn Ihr ein Dorf nach dem andren vornehmt. Für den Rückzug gilt das gleiche wie bei der grünen Fourage.