2. Kapitel Lager auf Anhöhen und Bergen

Nach Festsetzung dieser Grundregeln schreiten wir zu ihrer Anwendung. Wollt Ihr Anhöhen besetzen, die sanft in die Ebene abfallen und auf 3 000 Schritt Entfernung von keiner andern Höhe beherrscht werden, so stellt Ihr Euer erstes Treffen auf die halbe Höhe, auf die Mitte des Abhangs, und das zweite auf den Höhenkamm. Ge<131>lingt es dem Feinde auch, das erste Treffen zu werfen, so findet er den schwersten Teil der Arbeit erst bei der Vertreibung des zweiten Treffens. Er hat sozusagen nur den gedeckten Weg gestürmt und muß nun unverzüglich den Sturm auf die Werke selbst wagen. Achtet wohl darauf, Eure Flügel an steile Abstürze anzulehnen, sie zurückzubiegen und dadurch eine starke Flanke zu schaffen. Bei der Aufstellung Eures ersten Treffens ist darauf zu sehen, daß jedes Gewehr das ganze Schußfeld bis zum Fuße des Glacis beherrscht und der Feind sich beim Angriff nirgends hinter einem steil abfallenden Hang zu decken vermag. Vielmehr muß alles offen daliegen, und der geringste Hohlweg muß durch Geschütz- oder Gewehtfeuer bestrichen werden. Zu dem Zweck folgt Ihr bei Eurer Truppenaufstellung den Krümmungen des Geländes und schlagt Euch die gerade Linie gänzlich aus dem Sinn. Cure Kavallerie stellt Ihr außerhalb des Geschützfeuers derart hinter den beiden Infanterietreffen auf, daß Ihr jederzeit einige Schwadronen vorziehen und attackieren lassen könnt, falls der Feind, durch das Kartätsch- und Gewehrfeuer erschüttert, zu weichen beginnt. Dann laßt sie nach meiner Methode einHauen: sie werden die gesamten Angriffstruppen vernichten und gefangen nehmen.

Der günstigste Augenblick Eurer Verteidigung ist der, wo der Feind die Anhöhe zu ersteigen beginnt. Das ist der Triumph des Kleingewehrfeuers und der Kartätschen, zumal wenn Eure Infanterie so aufgestellt ist, daß ihr Schußfeld bis an den Fuß der Anhöhe reicht. Hat Eure Stellung Winkel, so verdreifacht das die Stärke der Verteidigung, und können Eure Geschütze das Gelände schräg bestreichen, so braucht Ihr um die Zurückweisung des Feindes nicht besorgt zu sein. Laßt aber Eure Infanterie nicht zur Verfolgung vorgehen, sondern in ihrer Stellung fest stehen bleiben. Findet sich Gelegenheit zum Verfolgen, so nehmt dazu die Kavallerie. Eure Avantgarde kann sich als Flankendeckung auf den rechten und Eure Arrieregarde auf den linken Flügel stellen. Eure Reserve müßt Ihr sorgfältig hinter der Stellung zurückhalten; sie ist die letzte Zuflucht. Stets müßt Ihr eine Reserve nach dem Stärkeverhältnis der Armee haben, und wäre es bei einem schwachen Korps auch nur ein Reservebataillon, es ist doch notwendig; denn frische Truppen, die in ein Gefecht eingreifen, haben eine gewaltige Überlegenheit über den abgematteten Angreifer. (Siehe Plan 1.)131-1

Erläuterungen zu Plan 1 (umstehend)

Da diese Stellung von keiner Seite beherrscht wird, so stellt Ihr Euer erstes Treffen auf das Glacis, das zweite auf den Höhenkamm. Das ist die vorteilhafteste Art der Truppenaufstellung. Sie läßt sich jedoch nicht immer anwenden, da man sich nach dem Gelände richten muß.

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I Plan einer Anhöhe, die in die Ebene übergeht


131-1 Von den 37 Plänen der Originalausgabe sind hier nur die zum Verständnis des Textes unerläßlichsten in verkleinertem Maßstabe wiedergegeben.