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Eine gute Art, die Proviantzüge zu sichern, ist diese: Man schiebt ein starkes Korps zwischen den Feind und den Transport und gibt ihm eine besondere Bedeckung. Der Feind wagt dann zwischen dem Detachement und der Bedeckung nichts zu unternehmen. Dadurch hält man ihn in Respekt. Auch muß man vorher alle Stellungen und Defileen besetzen, die der Transport zu passieren hat, damit der Feind sie seinerseits nicht benutzen kann. Außerdem muß man die Wagen jedesmal, wo sie solche Stellen passieren müssen, auffahren lassen.

Die Verpflegungsfrage ist die wichtigste. Will der Feind einen Verteidigungskrieg führen, so kann er Euch nur bei Euren Lebensmitteln fassen. Alle seine De-tachements haben nur diesen Zweck, und alle seine leichten Truppen sind deswegen im Felde. Ihr müßt also die größte Vorsicht, ja übertriebene Maßregeln zur Sicherung Eurer Proviantzüge anwenden; denn wenn Hunger und Not Euch überwältigen, ist Eure Niederlage größer, als wenn Ihr eine Schlacht verliert.

6. Fouragierungen

Man fouragiert, wenn man vom Feind entfernt ist, aber auch, wenn man in seiner Nähe lagert. Ist der Feind entfernt, so braucht man den Fourageuren nur einen guten Führer und eine gute Bedeckung zu geben, um sie vor den leichten Truppen zu schützen, dazu eine dem Gelände gut angepaßte Disposition; dann hat man nichts zu befürchten. Fouragierungen in der Nähe der feindlichen Armee erfordern viel mehr Vorsicht. Wenn möglich, muß man am selben Tage fouragieren wie der Feind und dazu, wie ich es schon bei den Lagern betont habe, ein starkes Lager in schmalem Gelände wählen und es mit guten Schanzen versehen, die von Flatterminen umgeben sind. Denn dies ist einer der Augenblicke, den ein geschickter Feind mit Vorliebe zum Angriff benutzen wird. Weiß er doch, daß Ihr geschwächt seid und ein Viertel Eurer Kräfte bei der Fouragierung habt. Fouragierungen dieser Art müssen noch vorsichtiger unternommen werden als andre. Man muß so viele Streifkorps wie möglich im Felde haben, um rechtzeitig zu erfahren, was der Feind tut, und sich aller Spione bedienen, die man auftreiben kann; denn der Feind könnte Euch, wie gesagt, während des Fouragierens angreifen oder auch ein starkes Detachement absenden, sodaß der Führer der Fouragierung mit seinen Leuten unver-richteter Dinge zurückkehren oder sich in ein höchst nachteiliges Gefecht einlassen muß. In diesem Falle sind sämtliche Fouragierungen, die über eine Meile von der Armee entfernt stattfinden, höchst gefährlich.

7. Gefechte und Schlachten

Gefechte sind Kämpfe zwischen kleinen Korps oder solche, bei denen nur ein Teil der Armee angreift oder sich verteidigt. Schlachten sind allgemeine Kämpfe, bei denen