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Im Winter 1745/46 wollten die Österreicher und Sachsen in meine Erblande eindringen, um dort mit Feuer und Schwert zu wüten. Ich handelte nach meinem Prinzip, kam ihnen zuvor und trug mitten im strengsten Winter den Krieg in ihr Land1.

Unter gleichen Umständen würde ich stets wieder so handeln und das Verhalten meiner Offiziere billigen, wenn sie es ebenso machten. Aber ich tadle alle, die aus bloßem Mutwillen Winterfeldzüge unternehmen.

Was nun die Einzelheiten der Winterkriege betrifft, so läßt man die Truppen in sehr enggelegten Kantonnements marschieren, sodaß öfters sogar zwei oder drei Regimenter Infanterie in.ein Dorf zu liegen kommen, wenn es groß genug ist. Man legt auch wohl die ganze Infanterie in eine Stadt. Derart marschierte der Fürst von Anhalt nach Sachsen. Er nahm Quartier in Ellenburg, Torgau, Meißen und noch zwei bis drei kleinen Städten, deren Namen mir entfallen sind. Dann bezog er ein Lager.

Sobald man sich dem Feinde nähert, gibt man den Truppen einen Sammelpunkt an und marschiert in Kolonnen, wie es sonst gebräuchlich ist. Wenn es dann zur Entscheidung kommt, nämlich wenn man in die feindlichen Quartiere einfallen oder gegen den Feind marschieren will, um ihm eine Schlacht zu liefern, muß man in der Ordre de bataille lagern und die Truppen unter freiem Himmel kampieren lassen. Jede Kompagnie macht sich ein großes Feuer und verbringt die Nacht dabei. Da aber solche Beschwerden zu groß sind, als daß der menschliche Körper sie lange aushalten könnte, so müssen dergleichen Unternehmungen so kräftig und kühn ausgeführt werden, daß sie nicht lange dauern können. Man darf also angesichts der Gefahr nicht schwanken, sondern muß einen herzhaften Entschluß fassen und ihn ausführen.

Ich bemerke noch, daß man niemals Winterfeldzüge in Ländern mit vielen befestigten Plätzen führen darf. Da die Jahreszeit sich zu Belagerungen nicht eignet und große Festungen sich nicht überrumpeln lassen, so kann man im voraus sicher sein, daß ein solches Vorhaben scheitern wird; denn alle Wahrscheinlichkeit spricht dagegen.

Solange man also die Wahl hat, muß man den Truppen während des Winters soviel Ruhe wie möglich geben und diese Zeit zur Wiederherstellung der Armee gründlich benutzen, um im nächsten Frühjahr dem Feinde mit der Eröffnung des Feldzuges zuvorzukommen.


1 Vgl. Bd. II, S. 245 ff.