<358> was er wollte, und in jedem Berufszweige hervorragen. Kaum war er Offizier, so übertraf er alle Kameraden seines Regiments an Pünktlichkeit und Wachsamkeit. Durch sein Streben gelangte er bald zu so gründlicher Kenntnis seines Berufes, daß man gleich aus seinen Anfängen erkannte, was er eines Tages leisten würde. So erkannte Odysseus den Achill, als er ihm Waffen zeigte.

Das Verdienst von Goltz entging dem verstorbenen König, einem großen Menschenkenner, nicht. Er schickte ihn 1733 nach Warschau, als der Tod König Augusts II. von Polen den Ränken, Parteiungen und Zwistigkeiten der Republik ein weites Feld eröffnete. Alles war erregt durch die Umtriebe der europäischen Mächte bei der neuen Königswahl.

Goltz kannte nicht nur die Interessen aller großen polnischen Familien. Er besaß auch Scharfblick und die glückliche Gabe, Wahrheit und Wahrscheinlichkeit sofort zu unterscheiden. Seine Berichte sagten die Absichten der Polen genau voraus. Aus den gegenwärtigen Ursachen las er die künftigen Wirkungen und entledigte sich seines Auftrages so geschickt, daß die Achtung des verstorbenen Königs für ihn noch zunahm.

Friedrich Wilhelm konnte ihm keinen besseren Beweis seiner Hochschätzung liefern, als indem er ihm Gelegenheiten gab, sich auszuzeichnen. Den Rheinfeldzug von 1734 machte er bei den 10 000 Preußen mit, die im kaiserlichen Heere fochten1. Aber der Feldzug war arm an großen Ereignissen und enttäuschte die Hoffnung des jungen Kriegsmannes, der auf eine Gelegenheit brannte, sich hervorzutun. Allein fähige Köpfe wissen aus allem Nutzen zu ziehen. Goltz studierte das Proviantwesen und war darin bald seinen Lehrern überlegen.

Im folgenden Feldzuge ernannte ihn der König zum Oberstleutnant im Regiment Cossell. Aber der Friede kam gleich darauf zustande, und die Kriegspraxis wurde für Goltz wieder zur bloßen Theorie. Er kehrte mit seinem Regiment nach Preußen zurück und wandte sich wieder seinem alten Studium, der schönen Literatur, zu, die für den Waffenberuf so nützlich ist, daß die meisten großen Feldherren ihr ihre Muße gewidmet haben.

Im Jahre 1740, nach Friedrich Wilhelms Tode, berief der König Goltz in seinen persönlichen Dienst. Der Erste Schlesische Krieg brach aus und gab dem Militär die schönste Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Goltz setzte die Kapitulation von Breslau auf2 und wurde dann zum Erbprinzen Leopold von Anhalt geschickt, mit dem Auftrag, Glogau mit Sturm zu nehmen3. Er war einer der ersten, die die Wälle erstiegen. Nachdem er dem König die Einnahme gemeldet hatte, erhielt er Befehl, den Marsch von 14 Schwadronen zu beschleunigen, die zur Armee stoßen sollten, aber erst am Ende der Schlacht von Mollwitz eintrafen4. Goltz benutzte sie zur Verfolgung des Feindes.


1 Vgl. Bd. I, S. 155 f.

2 Vgl. Bd. II, S. 65.

3 Vgl. Bd. II, S. 71.

4 Vgl. Bd. II, S. 76.