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6. Plan der Verteidigung Schlesiens gegen Böhmen1
(nach 1745)

Mein Plan der Verteidigung Schlesiens gegen Böhmen fußt auf den vorteilhaften Lagern, die sich dort beziehen lassen. Der Feind kann nur auf zwei Straßen über die Grenze kommen: entweder auf der von Trautenau oder auf der von Braunau. Sobald die Befestigung von Schweidnitz vollendet ist, kann der Platz sich allein verteidigen, und die Armee kann weiter ins Gebirge vorrücken. Sie muß dann hinter Liebau lagern, mit dem rechten Flügel auf dem Einsiedelberg und mit dem linken beim Dorfe Neuen. Dort findet sie auf beiden Flügeln Wasser, und die ganze Situation des Lagers ist äußerst vorteilhaft. Glatz muß mit 5 kriegsstarken Bataillonen besetzt werden und 1 500 Husaren erhalten. Der Kommandant soll die Husaren aber möglichst wenig in Tätigkeit treten lassen, damit der Feind ihre Zahl nicht kennt. Sobald dieser über Braunau marschiert, muß die Armee auf Friedland rücken, der rechte Flügel hinter die Stadt, der linke hinter Waltersdorf. Dringt der Feind dann in Schlesien ein, so ist er verloren. Denn die Armee und der Kommandant von Glatz schneiden ihm die Zufuhr ab, die er von Braunau bezieht, und zerstören seine Magazine völlig. Angenommen, er rückte trotzdem auf Schweidnitz vor, so kann die Armee in zwei Kolonnen durch das Waldenburgische in das Lager von Reußendorf marschieren, wo der rechte Flügel sich an den Bärengrund und der linke an das Wirtshaus zum Weißen Ranzen anlehnt. Dies Lager ist das schönste, das ich in meinem Leben gesehen habe: ein Glacis, auf dem die Armee kampiert; die Kavallerie holt ihr Wasser aus Dittmannsdorf und aus Reußendorf, wo ein Bach stießt.

NB. Das Lager bei Reichenau, das die Österreicher vor der Schlacht bei Hohenfriedberg hatten2, könnte umgangen werden, und zwar folgendermaßen. Die Armee könnte in zwei Kolonnen marschieren, die eine über Bögendorf, die andre über Burkersdorf auf Hohengiersdorf. Die Bögenberge haben nichts zu bedeuten; der Feind könnte die Übergänge nicht verteidigen, und sobald die Armee in Hohengiers-


1 Der obige „Plan“ ist um dieselbe Zeit entstanden wie die „Generalplinzipien des Krieges“; er bildet das Gegenstück zu dem dort entwickelten Defensivplan (vgl. S.13 f.).

2 Vgl. Bd. II, S.217.