<272>

Eine solide Disposition bestehet darin, daß man alle Wege und Stege, so nach dem Feinde gehen, oder wenn man den Marsch nehmen muß, wohl recognosciret, daß man sein Dessein geheim hält, daß man dem Feinde durch andern Vorwand sein wahres Dessein cachiret1, daß man jederzeit bedacht ist, den Feind zu überfallen, wodurch man seine Unordnung verdoppelt, daß man, wo man ihn attaquiren will, seinen Marsch so einrichtet, daß er vor Anbruch des Tages geschiehet, daß man die Stunden wohl ausrechnet, so man auf dem Marsche zubringen kann, daß alles exact und accurat geschiehet, daß man Tabackrauchen, Lärmen und alles was den Marsch decouviret2, verbietet, daß man vorher und unter anderm Vorwande gewisse Posten3 nimmt, so den Marsch des Nachts leicht machen, daß, wo es möglich ist, man dem Feinde in den Rücken komme, wo er immer die wenigste Précaution genommen hat und um nichts besorget ist, daß, wenn man aufmarschiret, es sei wo es wolle, man sich an einen Ort wohl appuyiret, daß die Attaque mehr als mit einer Linie souteniret ist4, mit ein paar guten Batterien unterstützet, daß man sich eine Reserve menagiret5, wenn es auch nur 500 Mann sind, wo der General von disponiren kann, um solche da anzubringen, wo die Roth es am meisten erfordert. Wenn es ein Überfall ist und daß6 es nach Wunsch reuussiret, so kann die Cavallerie wohl etwas verfolgen, aber nicht zu weit, und wenn der commandirende General nicht befohlen hat, den Posten vom Feinde selber zu occupiren, so muß man sich mit guter Ordnung ins Lager wieder zurückziehen. Um Märsche zu cachiren, wenn es vorwärts gehet, muß man suchen, sich gewisser Höhen zu bemeistern, wo man das Corps darauf setzet und es maskiret, und das Corps alsdann dahinter wegmarschiren kann, sich Meister von Wäldern zu machen, wo man durch muß; solche muß man auswärts besetzen, da alsdann der Feind nicht weiß, was drin ist.

5. Was die Generale auf den Postirungen zu observiren haben, ist ohngefähr eben desgleichen. Erstlich auf ihre Sicherheit. Ist es in Städten, selbige wohl nachzusehen, Redouten aufwerfen zu lassen und sie pallisadiren. Wenn es Dörfer sind, sie ganz pallisadiren zu lassen, Redouten auf den Höhen anzulegen, Verhacke machen zu lassen, die Wege, so nach dem Feinde gehen, wohl zu recognosciren, solche beständig patrouilliren zu lassen, durch Spione und durch andere Mittel, die einem die Lust zum Dienst und der Verstand eingiebet, des Feindes Disposition zu erfahren, weil man keine gute Disposition machen kann, um den Feind zu attaquiren, wenn man keine genaue Bekanntschaft hat von des Feindes Umständen und von dem Terrain, so die Grundregeln sind, wenn man den Feind angreifen und repoussiren will. Aus diesem allen ersehen die Generale, daß die Kenntniß des Terrains eines der Hauptstücke ihrer Application sein muß, und daß sie niemalen eine große Sache unternehmen können, wo sie sich nicht darauf legen und appliciren, um das, was ihnen noch fehlet, zu erlernen.


1 verbirgt.

2 verrät.

3 Stellungen.

4 daß der Angriff von mehr als einem Treffen unterstützt wird.

5 zurückbehält.

6 wenn.