<20> weitesten entlegene Fourage zuerst und spart sich die Nächstliegende bis zuletzt auf. Bezieht man aber nur ein Lager auf dem Marsch oder zu kurzem Verweilen, so fouragiert man im Lager und in der Nachbarschaft1.

6. Kapitel Geländekenntnis

Es gibt zwei Arten, ein Land kennen zu lernen. Die erste, mit der man anfangen muß, ist, daß man die Landkarte der Provinz, in der man Krieg führen muß, genau studiert. Man merkt sich die Namen der großen Städte und der Flüsse und prägt sich die Gebirge ein. Nachdem man sich so einen allgemeinen Begriff vom ganzen Lande gemacht hat, muß man zur Kenntnis der einzelnen Gegenden schreiten. Da muß man wissen, wie die großen Straßen laufen, wie die Städte liegen, ob sie sich in verteidigungsfähigen Zustand setzen lassen oder nicht, von welcher Seite man sie angreifen kann, falls der Feind sich ihrer bemächtigt hat, und welche Besatzung zu ihrer Verteidigung nötig ist.

Man muß die Pläne der festen Plätze haben und deren Stärke und Schwäche daraus erlernen. Man muß den Lauf der Ströme und ihre verschiedene Tiefe kennen, wie weit sie schiffbar sind, wo sich Furten befinden, welche Flüsse im Frühjahr unbefahrbar und im Sommer ausgetrocknet sind. Diese Kenntnisse müssen sich bis auf die größten Moräste der Provinz erstrecken. Auf dem platten Lande muß man die fruchtbaren Gegenden von den unfruchtbaren unterscheiden und sich überlegen, welche Märsche der Feind machen kann, oder wie man selbst marschieren muß, um von einer großen Stadt zur andren oder von einem Fluß zum andren zu kommen. Auch muß man sich die besten Lager an jenen Straßen merken und aufzeichnen. Ebene Länder lernt man rasch kennen. Sie liegen wie eine ausgebreitete Landkarte vor einem. Dagegen sind waldige und bergige Länder schwer kennen zu lernen, weil die Aussicht stets beschränkt ist. Um sich aber diese wichtige Kenntnis doch zu erwerben, reitet man mit der Karte in der Hand auf die Berge und nimmt die Schulzen der benachbarten Dörfer, oder Jäger, Hirten und auch Schlächter mit sich. Trifft man einen Berg an, der die andern überragt, so muß man ihn besteigen, um sich einen Begriff von dem Landstrich zu machen, den man von dort übersehen kann. Man muß sich nach


1 Zusatz von 1752: „Bei großen Fouragierungen rate ich, ein allzu ausgedehntes Gebiet nicht auf einmal auszufouragieren, sondern es zweimal gleich nacheinander zu tun. Dadurch bleibt Eure Postenkette stärker und die Fourageure sind vor einem Angriff mehr gesichert, als wenn Ihr ein zu weitläufiges Gebiet wählt; dann ist Eure Postenkette überall schwach und daher der Gefahr ausgesetzt, vom Feinde durchbrochen zu werden.“