<191> marschiert man selbstredend auch mit Avant- und Arrieregarde, ermüdet aber die Truppen nicht durch Besetzung von Stellungen, von denen man sicher ist, daß kein Feind dorthin kommen wird.

9. Rückzüge im Gebirge

Berge sind eine große Hilfe beim Rückzug; denn man findet überall Stellungen. Im Gebirge kann sich sogar die Arrieregarde stets auf Truppen zurückziehen, die zu ihrer Aufnahme vorteilhaft aufgestellt sind. Bei solchen Gelegenheiten muß man die geringste Anhöhe benutzen, damit die Arrieregarde sich stets unter dem Schutze andrer Truppen zurückzieht, bis man schließlich ein gutes Defilee erreicht, das man dann in der von mir angegebenen Weise besetzt. Dadurch versperrt man dem Feinde den Weg und hindert ihn an weiterer Verfolgung. Die Kavallerie ist in solchen Fällen am Hinderlichsten. Daher muß man in bergigem Gelände stets versuchen, sie vor der Infanterie durch das Defilee gehen zu lassen; denn in einem Gelände, in dem sie nicht fechten kann, bedarf sie des Schutzes. Ich wiederhole nicht, was ich schon gesagt habe, daß bei jedem Rückzuge die Bagage vorweggeschickt werden muß. Die Armee hat es schon schwer genug, sich bei solchen Bewegungen gegen den Feind zu halten. Sie darf nicht noch als Hindernisse die Wagen in Hohlwegen und Defileen haben, in denen sie völlige Bewegungsfreiheit besitzen muß.

10. Märsche über Dämme in Sumpfland

Holland und Flandern, die an die Nordsee grenzen, haben von allen Ländern die meisten Dämme. Auch wir haben einige längs der Oder und Warthe. In der Lombardei sind viele, die von kleinen Wasserläufen eingefaßt oder durchschnitten werden. In solchen Ländern kann die Armee nur auf denjenigen Dämmen marschieren, die nach dem Ziel ihres Marsches hinführen. Als der Marschall von Sachsen die Gegend von Mecheln und Antwerpen verließ, um über Tendern auf Maastricht zu rücken, war er auf einen großen Damm angewiesen, auf dem seine ganze Armee in einer Kolonne marschierte, um sich mit den Alliierten bei Laveld zu schlagen1. Indes stand in Tondern das Korps d'Estrées, das seinen Marsch deckte und den Ausgang des Dammes offen hielt. In solchen Fällen muß man sich mit den Dämmen begnügen, die man antrifft. Der Heerführer muß jeder Kolonne eine kleine Avantgarde vorausschicken, um Nachricht über die Bewegungen und den Anmarsch des Feindes zu haben. An der Spitze jeder Kolonne sind einige Kolonnenbrücken mitzuführen, die


1 1747 (vgl. Bd. III, S. 16).