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31. Kapitel Reservelager, die der Heerführer im voraus rekognosziert haben soll

Sobald man dicht am Feinde lagert oder seiner Stellung nahe steht, wird ein verständiger Heerführer vorsichtshalber in der Umgegend ein paar Stellungen aussuchen lassen, um für den Fall, daß ihm ein Unglück zustößt, Reservelager zu haben. Wird er geschlagen, so weiß er gleich, wohin er sich zurückziehen soll. Es ist ein sicherer Grundsatz: je kürzer Euer Rückzug ist, um so mehr gewinnt Ihr dabei. Ihr könnt Eure zersprengten Truppen desto schneller sammeln, und der Feind macht nicht soviel Gefangene, als wenn Euer Rückzug sehr lange währt. Außerdem könnt Ihr bequem noch eine große Zahl Eurer Verwundeten retten. Die standhafte Haltung, die Ihr bei einem so kurzen Rückzuge zeigt, imponiert dem Sieger. Er sieht, daß Ihr den Mut nicht verloren habt und nicht ohne Hilfsmittel seid. Dieser Entschluß ist nicht allein der ehrenvollste und rühmlichste, sondern auch der sicherste; denn der Feind setzt sich, so glänzend sein Sieg auch sei, nach einer gewonnenen Schlacht nie gern so schnell neuen Gefahren aus. Ich habe oft Erfolge über meine Feinde errungen und stets gefunden, daß es schwer war, die Truppen von neuem ins Feuer zu führen. Sie sind des Kämpfens müde und davon abgeschreckt. Man muß wenigstens ein paar Tage Pause machen, bevor man sie neuer Gefahr aussetzt, und das reicht hin, um Euch in der eingenommenen Stellung gut zu verschanzen.

32. Kapitel Wann man den Feind verfolgen und wann man ihm goldene Brücken bauen soll

Schlagt Ihr den Feind in einem ebenen Lande, so müßt Ihr ihn mit aller möglichen Energie verfolgen und nicht eher ruhen, als bis Eure Kavallerie die feindliche gänzlich zerstreut hat. Belästigt den Feind fortwährend und laßt ihm keine Ruhe, so werdet Ihr nach wenigen Tagen den größten Teil seiner Infanterie vernichtet haben, wozu dann noch der Verlust seiner ganzen Bagage kommt. Isi aber der Kriegsschauplatz in einem bergigen Lande, wo Eure Kavallerie fast unnütz wird, so könnt Ihr den geschlagenen Feind nicht weit verfolgen; denn er läuft in seiner Unordnung